Mittwoch, 19. Juli 2017

Psalm 91 in der Trübsalszeit

Wer kennt ihn nicht, den Psalm 91! Es gibt wohl keine schönere Bibelstelle um die müden Seelen und gebrochenen Herzen wieder aufzurichten, dem verzagten Wanderer wieder Mut zu machen und dem verzweifelten Bruder aufs Neue zu stärken. Aber es gibt wohl auch keine bessere Bibelstelle um zu erfahren, an welchem Punkt wir auf der Heimreise angelangt sind. Beschauen wir uns die äussere Welt, so befinden wir uns schon bald auf der Zielgerade - aber wie steht es mit unserem geistigen Innenleben, sind wir bereit für die Anforderungen auf dieser Zielgerade?

Wenn wir wissen, dass wir in Kürze in die Trübsalszeit nach Offenbarung 12 und 13 eintreten werden, so müsste unser ganzes Denken und Handeln darauf gerichtet sein, dass wir gleich den klugen Jungfrauen unsere Gefässe mit dem Öl versehen haben. Genau diese Vorbereitung findet nun auch in etlichen Kirchen statt - und dazu dient nicht zuletzt der Psalm 91!


Jedoch hat es mit diesem herrlichen Psalm etwas ganz Besonderes auf sich: Er gilt nicht für alle  Christen, gilt nicht für alle Gläubigen! Doch lesen wir zuerst den Wortlaut genau durch, damit wir den Geistigen Gehalt auch besser verstehen können

1Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen wohnt,
2der spricht zum HERRN: Meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich traue!
3Ja, er wird dich erretten von der Schlinge des Vogelstellers und von der verderblichen Pest;
4er wird dich mit seinem Fittich decken, und unter seinen Flügeln wirst du dich bergen; seine Treue ist Schirm und Schild.
5Du brauchst dich nicht zu fürchten vor den Schrecken der Nacht, vor den Pfeilen, die bei Tage fliegen;
6vor der Pestilenz, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die am Mittag verderbt.
7Ob tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, dir naht sie nicht;
8nur mit deinen Augen wirst du zusehen und schauen, wie den Gottlosen vergolten wird.
9Denn du sprichst : Der HERR ist meine Zuflucht! Den Höchsten hast du zu deiner Schutzwehr gemacht;
10es wird dir kein Unglück zustoßen und keine Plage zu deinem Zelte sich nahen;
11denn er hat seine Engel für dich aufgeboten, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen,
12daß sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.
13Auf Löwen und Ottern wirst du treten, wirst zertreten junge Löwen und Drachen.
14Denn er klammert sich an mich an, darum will ich ihn erretten; ich will ihn sicherstellen, weil er meinen Namen kennt.
15Ruft er mich an, so will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen; 16ich will ihn sättigen mit langem Leben und ihn seine Lust schauen lassen an meinem Heil!
(Psalm 91)

Die Adressaten des Psalm 91


Oben wurde erwähnt, dass dieser Psalm nicht für alle Christen, nicht für alle Gläubigen gilt. Wie es in kirchlichen Kreisen üblich ist, werden alle Verheissungen der Bibel mit aller Selbstverständlichkeit wörtlich auf sich bezogen. Aber jedes Göttliche Versprechen, jede biblische Verheissung ist untrennbar mit mindestens einer Bedingung verbunden. Genauso ist es mit dem vorliegenden Psalm. So wunderbar stärkend seine Worte, so knallhart ist auch seine Bedingung.

Diese Bedingung finden wir im 91.1, (oder als versteckter Hinweis 9/11, als die Vorwehen der Trübsalszeit begannen):

"Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen wohnt ..."

Alle nachfolgenden fünfzehn Verse beziehen sich auf diesen Eingangsvers. Wer befindet sich unter dem Schirm des Höchsten? Wer ist es, der  im Schatten des Allmächtigen wohnt (nicht zeitweilig besucht, sondern wohnt)? Wer ist es, dessen Zuflucht Jesus Christus (allein) ist?

Unter dem Schirm des Höchsten

Aus Sicht der evangelischen Kirchenlehre erfüllen alle Gläubigen diese Bedingung, die sich bekanntermassen auf den Glauben-Allein berufen..

Sicher, die Gläubigen, die regelmässig die Versammlungen besuchen, sind "errettet". Denn der Kirchenbesuch alleine zeigt schon "die Lust am Gesetze des Herrn" und zeugt von einer inneren Liebe, einer Hingezogenheit zur Wahrheit. Und wer den Namen des Herrn Jesus Christus aussprechen kann, in dem  zeigt auch der Heilige Geist eine gewisse Wirkung, denn ohne dies wäre das Bekenntnis zum Erlöser gar nicht möglich. Doch ist  zwischen Errettung und "Zur Rechten Gottes sitzend" ein himmelweiter Unterschied!  Es ist der selbe Unterschied, wie ein Mensch aus einem brennenden Haus mit Brandverletzung und Rauchvergiftung gerade noch lebend gerettet wird zu demjenigen, der vor dem Brand des Hauses dieses verlässt. Für mich persönlich ist die reine "Errettung" zuwenig, zumal wir ja durch die Bibel die Erkenntnis bekommen haben, das Haus vor dem Brand zu verlassen!

Nun, die kirchliche Lehre setzt der Errettung das Fundament des Glaubens-Allein zu Grunde und lehrt weiter, dass genau dieser Glaube-Allein gleichbedeutend ist mit dem "Unter dem Schirm des Höchsten sitzend". Also, so sagt sie, "wer alleine den Glauben hat, der sitzt im Schatten des Allmächtigen und dessen Zuflucht ist alleine Gott". Theoretisch, theologisch und für eine recht salbungsvolle Sonntagmorgen-Predigt mag das recht gut hinhauen, in der Praxis, im christlichen Alltag versagt diese Philosophie kläglich - und erst recht in der kommenden Trübsalszeit. Sehen wir uns das praktische Leben des durchschnittlich evangelischen Glaubenden an.

Unter dem Schirm

Der Schirm bedeutet in erster Linie einmal Schutz. Schutz vor äusseren Einflüssen. Sind wir unter dem Schirm, sind wir beschützt - sofern wir ganz unter dem Schirm sind. Ist jedoch nur der Kopf unter dem Schirm und der Rest des Leibes nicht, so nützt der Schirm nur bedingt, beziehungsweise gar nicht.

Unser Psalm aber geht davon aus, dass der Betreffende ganz und völlig unter dem Schirm des Höchsten ist. Wie sieht das bei Dir aus, mein lieber Bruder? Bist auch Du völlig unter Gottes Schirm oder beschirmst Du Dich teilweise noch selber? Ist Dein Alltag völlig in Gottes Schutz oder sorgst Du Dich selbst noch ein bisschen, dass es Dir gut geht? Sind die Eventualitäten Deines Lebens durch die Allianz abgesichert, die Arbeitslosigkeit, Krankheit, Schäden irgendwelcher Art ebenfalls durch entsprechende Versicherungen, hast Du im Alter Dein wohlverdienstes Ruhepolster, ist Dein Vermögen Deine Sicherheit oder Deine berufliche Karriere die Garantie Deines Glücks?

Du wirst jetzt sagen "ja genau, das ist mein Schirm, den mir Gott gegeben hat". Mag sein, aber ich habe da meine Zweifel. Die weltliche, materiellle und vergängliche Absicherung, die ja wohl ein Segen Gottes sein kann, entbindet Dich aber der permanenten Abhängigkeit von Ihm, mal ganz davon abgesehen, wie sicher die Rente und andere Versicherungen tatsächlich sind.

In geistlicher Hinsicht ist der Schirm des Höchsten durch den Glauben garantiert. Jedenfalls für die Evangelikalen. Hat man den Glauben an Jesus Christus, so ist er (der Glaube) der Garant, dass alle biblischen Verheissungen sich früher oder später realisieren. Der Psalm 91 ist im Gegensatz zu den Offenbarungen des Johannes ein Versprechen Gottes, welches nicht fürs Jenseits vorgesehen ist, sondern für das Leben hier auf der Erde. Somit stehen Bedingung und Verheissung in engster Beziehung. Wenn also der Glaube allein genügt, dann

- bist Du errettet von den Schlingen des Vogelstellers (Versuchungen Satans) (V 2)
- und der verderblichen Pest (Pandemien) (V 2)
- sündigst Du nicht mehr (V 4)
- kennst Du niemals Depressionen, Burn-out usw. (V 5)
- wirst kein Unglück haben (V 10)
- keine Plage (wirtschaftliche Not) wird Dein Haus erfahren (V 10)
- hast Du starke Begleiter "für jeden Fall" (V 11)
- bist Du Herr über Deine innere und äussere Natur (V 13)
- findest Du garantiert Gebetserhörung (V 15) und
- dann siehst Du die Herrlichkeit Gottes durch Dein Geistiges Auge (V 16).

Nun prüfe Dein Leben - sind diese Verheissungen in Deinem leben Realität? Wenn Ja, gepriesen sei der Herr! Wenn aber Nein, dann stimmt wohl etwas nicht. Entweder ist der Psalm eine furchtbare Übertreibung, Dein Glaube steht noch auf sehr schwachen Füssen oder es ist die Kirchenlehre, die sich in der Irre befindet.

Dass Dein Glaube, mein lieber Bruder noch zu schwach ist, glaube ich nicht. Wenn Du diese Webseite hier liest, dann ist Dein Glaube sicher nicht zu schwach. Aber Dein Pastor hat Dir sehr wahrscheinlich einen Bären aufgebunden als er Dir und Deiner Gemeinde gesagt hat, dass der Glaube allein genügt, um alle Verheissungen erwarten zu können. Das stimmt natürlich nicht. Der Psalm 91 zeigt Dir, dass das nicht stimmt. Und die Offenbarung des Johannes sagt ebenfalls etwas ganz anderes. Dort geht es darum, dass nur diejenigen in den Himmel kommen und vor dem Thron des Allerhöchsten erscheinen dürfen, welche die Gebote Gottes gehalten haben! Der Pastor, der  sich mit dem Glauben allein zufrieden gibt, der predigt auch, dass wir Sünder und Gerechte zugleich sind. Also das Gegenteil der Heiligen Schrift.

Weshalb sagt Dein Pastor das?  Das hat einen ganz triftigen Grund. Dein pastor hat eine Familie und er ist der Ernährer. Er ist verantwortlich, dass er jeder Monat seingehalt hat um seine Famiie durchzubringen und deshalb ist er auch verantwortlich, dass seine Zuhörer Zustimmung zu seinen Predigten geben können, da sie sonst  den Predigten und der Versammlungen fernbleiben würden. Mit dem Ausbleiben der Versammlungsbesucher aber wird sein Gehalt mit der Zeit eine sehr unsichere Sache. Deshalb ist es erklärlich, dass jeder Pastor sich auf Verheissungen spezialisiert, die Bedingungen überlässt er wohlweislich anderen - zum Beispiel den Blogs, wie diesen hier. Also, meine lieben Freunde, besinnt Euch, und prüft, welchen Vorteil Ihr für Euer Leben in der Gemeinschaft mit solchen Pastoren habt.

Ich weiss für Dich einen besseren Weg.

Der einzige Weg, die Verheissungen des Psalm 91 in diesem Leben erleben zu dürfen, ist der Innere Weg. Der Schirm des Höchsten sind nicht Versicherungen, Karriere und Vermögen, sondern der im Herzen lebende lebendige Christus. Nur die lebendige Beziehung zu Ihm ist der Garant für unser Sein! Und dieser Garant ist das Geheimnis der Gottseligkeit, wie wir schon vor drei Jahren an dieser Stelle erfahren durften. Und weil dies nun mit jeder Woche wichtiger wird, dass wir diese Gottseligkeit erleben dürfen und sollten, will ich die Schrift von Jakob Ganz noch einmal besonders empfehlen:

"Wie nun dieser inwendig verborgene, geistige, himmlische Christus einst in der Person Jesu von Nazareth Mensch geworden, und das große Erlösungswerk äußerlich ausgeführt hat; also will eben derselbe innere, unsichtbare, geistige und himmlische Christus noch in einem jeden von uns Mensch werden, eine Gestalt gewinnen, und dieses Erlösungswerk innerlich in jedem Einzelnen ausführen; uns auch der himmlischen, göttlichen Natur teilhaftig machen, wie einst den Erstgeborenen, der in allem uns gleich war, ausgenommen die Sünde, und deswegen in allen Dingen den Vorrang hat. Lasst uns also von dem äußeren Christus im Fleisch einmal zu dem inneren Christus, dem Christus im Geist schreiten! Solange du, o Mensch! nur die äußere Person des Erstgeborenen betrachtest, und bei diesem Bild stehen bleibst, kannst du nicht zur wahren Erkenntnis Gottes und Jesu Christi gelangen, welches doch das ewige Leben ist. Du kannst nie gründlich heil, nie wahrhaftig erlöst und vollkommen werden. Dein Glaubensgebäude ruht nur auf Sand, und am Ende bist du betrogen." 






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Jesus segne Dich!