Mittwoch, 14. Dezember 2016

Der evangelische Trick mit der Sünde


(Teil 2 "Zwei Wege zum Heil")

Im ersten Aufsatz dieser Reihe1 haben wir gesehen, dass es zwei verschiedene Glaubenslehren, beziehungsweise zwei Wege zum Heil gibt. Die evangelikale, welche das Heil auf den Glauben-allein setzt und die andere, die das Heil in der Umwandlung zum neuen Wesen (Verwandlung, Wiedergeburt) sieht. Beide Dogmen sehen sich ähnlich, aber im Grund der Dinge sind sie komplett verschieden. 

Die natürlichen Christen sehen sich in einem zermürbendem Dilemma. Einesteils sind sie der Meinung, dass sie "mit Christus gestorben und mit Christus auferstanden" sind, dass "Jesus in mir lebt" und dass "wir den alten Adam ausgezogen und den neuen angezogen" haben und andernteils stellen sie fest, dass die alten Begierden, Leidenschaften und Lüste noch genauso
vorhanden sind wie ehedem. Nichts ist grundlegend neu geworden, es bleibt trotz dem Glauben-allein alles beim Alten! Und schonn gar nicht kann man sagen, dass Hes. 36. 26 sich verwirklicht hätte, wo es heisst: "ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen,  die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte beobachten und tun."

Kapitulation vor der Sünde

Nein, sie lügen weiter, sie stehlen weiter und begehen weiter Ehebruch und reden weiter falsches Zeugnis. Vollmer lehrt in seinem Workshop über den Römerbrief mit klaren Worten "... wer die Zehn Geboten halten will, wird scheitern!". Das zeigt uns das ganze Dilemma in einem Satz. Schon Martin Luther wusste um dieses Übel, dass wir im Herzen nach Gott schreien, aber im Fleische noch die Sünde ruft. Deshalb kam er zum Schluss, dass wir "Sünder und Gerechte zugleich" seien, was im Grunde von den Evangelikalen als eine allgemein zufriedenstellende Lösung angesehen wird. Wir sollen, so Luther und Vollmer, das hinnehmen, wir können dies nicht ändern, solange wir noch im Fleisch seien. Aber nicht nur Luther und Vollmer, jeder der zirka zehn Millionen evangelikalen Pastoren in dieser Welt lehrt solches, seien es die Pfingstler in Amerika, die Presbyterianer in Australien oder die Freie Evangelische Gemeinde in der Schweiz. Die völlige Kapitulation vor der Sünde – denn wir können nichts dagegen tun!

Aber diese Kapitulation vor der Sünde ist – so die Evangelikalen – weiter gar nicht schlimm, es soll uns nicht weiter bedrängen, weil die Gnade immer stärker sei als Sünde. Vollmer: " Gott kommt zu uns in die Hölle, damit ich in der Hölle nicht mehr ohne Gott sei, damit ich niemehr in meiner Sünde ohne Ihn sein muss."  Ist ja schon eine eigenartige Aussage.

Die Gnade als Strohhalm

Die Aussage Jesu im Joh. 8,34 "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist ein Knecht der Sünde."  wird gefliessentlich übergangen, oder besser gesagt: ignoriert. Ebenso die Aussage Johanni: "Wer Sünde tut ist vom Teufel". Aber das ist für die Glauben-Allein-Aktivisten nicht von Belang, weil es nicht ins Konzept passt. Viel wichtiger ist die Paulus-Passage, dass "wir ja der Sünde abgestorben sind", auch wenn das für die natürlichen Christen nicht zutreffen kann, sondern nur für die geistigen Christen, aber sie interpretieren das für sich.

"Durch Christus kommen alle zur Gnade und kommen nicht mehr zur Sünde und darum ist die Gnade stärker als die Sünde", sagt Klaus Vollmer. Wer also in der Gnade ist (oder zu sein glaubt), dem ficht die Sünde nicht mehr an. Sie hat keine Bedeutung mehr, weil die Sündenvergebung, also die Gnade stets stärker ist. Sündigen? Na und, ich habe Vergebung: "... wenn ich lüge, krieg ich sofort Vergebung." Und der Kern-Satz aus dem Workshop über den Römerbrief dürfte wohl dieser sein (O-Ton!) 

"Sünden sind zum Vergeben da, mach dir nichts draus"! (Klaus Vollmer)

Das, meine sehr verehrten Leser, ist Blasphemie vom Feinsten! Hier sehen wir, wo Luther und sein Glaube-allein mitsamt seinen Millionen von Pastoren in dieser Welt, steht. Auf der Seite des Präsidenten von Neuschwabenland – dem Satan. Solche Aussagen, dass Sünden nur zum Vergeben da sind, kommt direkt aus der Hölle!

Abschaffung des Gesetzes

Da aber jeder, wirklich jeder dieser Pastoren, wie Luther selbst zuvor, um das Dilemma der Sünde und täglicher Vergebung weiss oder wenigstens ahnt, muss es ja eine Lösung geben, um dieses Dilemma aus der Welt zu schaffen. Und da man eben nur die Verheissungen der Bibel entnimmt und die Bedingungen durchs Band ignoriert, hilft auch nur ein Trick. Und das Gute daran ist, dass die Bibel, beziehungsweise Paulus auch noch eine Steilvorlage für einen solchen rettenden Trick liefert. Er schreibt nämlich a) dass die Erkenntnis der Sünde aus dem Gesetz kommt, b) dass das Gesetz die Sünde gebiert und c) dass "wir" dem Gesetze gestorben sind. 

Hurra!

Also, "wir" sind dem Gesetze gestorben, welches die Sünde gebiert. Ist das nicht toll? wenn wir nun das Gesetz, weil nicht mehr vorhanden, abgeschafft haben, erübrigt sich jeder Gedanke an die Sünde. Sie existiert nicht mehr, hat sich in Luft aufgelöst. Dass dieses "wir" selbstverständlich nur die Verwandelten betrifft, also diejenigen, welche durch den Geist völlig erneuert worden sind nach Hes. 36.26, interessiert niemanden. Mit diesem "Wir" identifizieren sich also die natürlichen Christen, geradeso, wie sie damit gemeint wären. Wohin das führt, entnehmen wir dem O-Ton  von Klaus Vollmer:

"Paulus sagt: ihr seid getötet dem Gesetz ... ich gehöre nicht mehr unter das Gesetz .. "
" Wenn mir einer kommt mit den 10 Geboten, sage ich ihm: interessiert mich nicht, wenn du sie noch halten willst, ich nicht! Ich brauche keine Gesetze mehr. "
"Also kann der Christ nicht mehr sündigen, das ist nicht möglich"

Mit dem nun folgenden Satz spricht Vollmer Klartext:

"Menschlich gesprochen bleibe ich angefochten und Sünder, geistlich gesprochen bin ich ein geheiligter Mensch ... "

Das ist also das klare Eingeständnis, dass die Verwandlung in das neue Wesen durch den Heiligen Geist noch nicht stattgefunden hat! Und trotzdem nimmt der blinde Blindenführer das gesamte Kapitel 8 für sich in Anspruch. Welch eine Irrlehre – und niemand erkennt das!

Die Abschaffung des Gesetzes nennt man im bürgerlichen Leben "Anarchie". Was dies im evangelischen Leben bedeutet, sehen wir im 2. Teil dieser kleinen Broschüre (EKD heute)

Der zweite Trick – mit dem "Fleisch"

Wie wenn das noch nicht genug wäre, geht der Lug und Trug weiter.

Das Fleisch versinnbildlicht die sündigen Leidenschaften: "Denn als wir im Fleische waren, da wirkten die sündlichen Leidenschaften ...", das Fleich versinnbildlicht auch das Sein in der Knechtschaft der Sünde: "... Ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft", weiter versinnbildlicht das Fleisch die fleischliche Gesinnung, welche die Begierde erregt: "... pfleget das Fleisch nicht bis zur Erregung von Begierden! ".

Das Fleisch sind also die Leidenschaften, die Begierden und die fleischlichen Lüste. Mit anderen Worten als Schlussfolgerung des eben Gesagten: Im Fleisch wohnt damit die Sünde. Weil aber  die (wahrhaft) geisterfüllten Christen frei von Begierden, Leidenschften und Lüste sind, werden sie von der Sünde nicht mehr angefochten. Es gilt: "So sind wir also, ihr Brüder, dem Fleische nicht schuldig, nach dem Fleische zu leben!
 "
Weil diese Tatsache zu einem weiteren Dilemma der natürlichen Christen führt, greift man zu einem weiteren Trick, indem man das Fleisch umdefiniert. Das evangelische Fleisch ist also nicht mehr Begierde, Leidenschaft und Lust, sondern, nach Klaus Vollmer:

"Fleisch ist nicht Sexualität, das steht da nicht (Anm. H.K.: in der BIbel)!  Fleisch ist auf sich bezogen (Anm. H.K.: den Menschen selbst) ". 

Das ist die Lösung des Dilemmas: Das Fleisch hat also mit Begierde, Leidenschaft und Lust nichts mehr zu tun!

Na sowas! Der geneigte Leser wird wohl verstehen, weshalb ich diese evangelischen Glaubenshelden immer wieder dafür bezichtige, biblische Verse nach Lust und Laune aus dem Zusammenhang zu reissen um so dem Evangelium einen anderen, auf ihre Ideologie zugeschnittenen Sinn zu verleihen. Das ganze Luther-Evangelium ist eine Täuschung sehr nahe an der Wahrheit, das sich sehr wohl aus der Bibel zusammensetzt, aber ihre Botschaft im Ganzen nicht mehr mit der Botschaft der Schrift übereinstimmt. Im nächsten Kapitel geht es aber mit den Tricks gleich weiter!

Der geistige Christ und das Gesetz

Der geistige Christ, und damit meine ich den geistgetauften (nicht geistergetauften!), also der echt wiedergeborenen Christ, steht tatsächlich nicht mehr unter dem Gesetz. Aber weil er mit dem Geist Gottes erfüllt ist, hält er das Gesetz trotzdem, denn das Gesetz wurde und wird nie abgeschafft. Die Ordnung Gottes kann nie abgeschafft werden, das ist logisch und einleuchtend. Wenn also der geisterfüllte Christ frei ist vom Gesetz, dann hält er doch die Ordnung Gottes und übertritt sie nicht. Er kann sie nicht übertreten, weil er unter der Führung des Geistes Gottes steht, wie es Johannes ganz klar bezeugt. Im Umkehrschluss heisst das, dass wenn wir noch die Ordnung Gottes – oder eben das Gesetz – übertreten können, dann sind wir noch nicht (voll) wiedergeboren! Mit anderen Worten: Der wiedergeborene Christ braucht von den Zehn Geboten nichts zu wissen, denn er hält sie auf jeden Fall! Wer die Zehn Gebote nicht hält, ist nicht wiedergeboren. Ich hoffe, das ist deutlich genug. 
Der Wiedergeborene ist ein neues Wesen. Das Alte, also der alte Adam in ihm ist gestorben. 

Gestorben heisst tot. Mausetot. Auferstanden ist ein neues Wesen, das mit dem alten Adam nichts mehr gemein hat. Die weltlichen Begierden sind weg. Die Leidenschaften sind weg. Die fleischlichen (auch sexuellen!) Lüste sind weg. Will er nun ein Kind zeugen, ist das gar nicht so einfach! Er müsste nun Gott darum bitten, dass er die anatomischen Fähigkeiten für den Akt wieder hergestellt bekommt. Alles das, woran er im alten Wesen noch Freude gehabt hat, ist weg. An deren Stelle ist eine neue Freude getreten, eine Freude, die man nicht so einfach beschreiben kann, aber es ist eine Freude, welche nicht jede Stunde immer wieder erneuert werden muss, sondern eine Freude, die bleibt. Dieses neue Wesen ist es, das der Geist Gottes geschaffen hat.

"Nun aber sind wir vom Gesetz frei geworden, da wir dem gestorben sind, worin wir festgehalten wurden, so daß wir dienen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten Wesen des Buchstabens." Röm 7.6

Diese Freiheit kann nun niemand für sich in Anspruch nehmen, der nicht in das neue Wesen verwandelt worden ist. Sonst stimmt nämlich die Verheissung von Hesekiel 36.26 nicht mehr:

"ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und darnach tun .…"

Und eben: wenn diese Verheissung nicht stimmt, mangels Verwandlung ins neue Wesen, brauch es den berühmten Griff in die Trickkiste. Luther lässt grüssen.

Fortsetzung in zwei Wochen, am 28. 12. 2016


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