Mittwoch, 16. November 2016

Darf ein Christ beleidigt sein?



Beleidigungen als Ehrabschneidung kennen wir alle. Sowohl als Beleidiger wie auch als Beleidigter. Eine sehr gute Definitgion des Begriffes finden wir in Wikipedia:

"Eine Beleidigung ist eine Aussage oder Handlung eines Senders, die das Ego bzw. den Stolz eines Empfängers mit negativen Emotionen assoziiert – der Kränkung – und somit herabwürdigt. Wenn der Empfänger (d. h. die beleidigte Person) ein geringes Selbstwertgefühl hat und die Aussage als Angriff auffasst, entsteht eine Angstreaktion und der Empfänger ist „beleidigt“. Diese Angst kann zu einer Wut und auf Dauer zu Depressionen führen, falls der Empfänger mit der Situation überfordert ist."

In der Politik gehören Beleidigungen zum alltäglichen Waffenarsenal. Viele Politiker wachsen in dem Masse, wie sie andere Menschen herabwürdigen. Beispiele sind etwa ein gewisser christlicher Wolfgang Schäuble, der alle diejenigen, welche nicht der Political Correctness huldigen, mit "Dumpfbacken" verlästert. Oder ein Herr Sigmund
Gabriel, der einem Volksteil lächelnd den Stinkefinger entgegenstreckt. Oder ein nicht ganz unbekannter Herr Pfarrer Joachim Gauck, der schon mal das ganze deutsche Volk als "Problemfall" einordnet. Die gesamte Clique Politic hat, wie wir sehen, nichts mit dienen zu tun, als vielmehr mit übersteigertem Ego.


Nun, aus der Politik, der untersten Schublade des kulturellen Zusammenlebens wissen wir, dass nur seelische Rüppel das Sagen haben können (eine Aussage, die ebenfalls als Beleidigung aufgefasst werden kann).  Aber wie sieht es in christlichen Kreisen aus? Wie sieht es in den e-Kirchen und Freikirchen aus? Als ich noch in freikirchlichen Gemeinschaften die Wahrheit suchte und nicht fand (ebenfalls eine versteckte, aber ungewollte Beleidigung!), machte ich ähnliche Erfahrungen. Verstösst man gegen die Evangelical-Correctness, also gegen das Luther-Evangelium, dann findet man dieselbe Reaktion seitens der Dogma-Vertreter wie in der Politik, nur dass hier die Beleidigungen etwas subtiler, aber nicht weniger ehrabschneidend ist – was bis zur Benutzung des virtuellen Scheiterhaufens gehen kann.

Das Problem, auf welches wir aber an dieser Stelle eingehen wollen, ist nicht in erster Linie das Beleidigen an sich, sondern das Beleidigt-sein.  Der Fokus auf das Beleidigen an sich beschränkt sich höchstens darauf, dass es – im Gegensatz zur Politik oder den Kirchen – bei den ernsten Nachfolgern Jesus oftmals ungewollt aus mangelndem Fingerspitzengefühl geschieht oder dadurch, dass trotz reichlich gut überlegter Formulierung eine ungewollte Beleidigung ausgesprochen wird. Ein vollständiges Vermeiden von Beleidigungen ist nahezu unmöglich, zumal man den oder die Angesprochenen zuwenig in ihrer seelischen Beschaffenheit kennt.

Bei der Abhandlung unseres Themas würden die e-Geschwister selbstverständlich ihren Fokus auf die Beleidiger richten mit der Begründung, dass Beleidigt-sein nur menschlich ist und daran nichts negatives zu sehen wäre. Vielmehr aber mangelt es dem Beleidiger an der nötigen Nächtenliebe und dieser hätte somit noch viel an seiner Seele zu arbeiten. Der e-Beleidiger aber wird dann entgegnen, dass er selbst überhaupt nichts zu verarbeiten habe, das sei Aufgabe des Heiligen Geistes und überhaupt, am Abend kann er ja mit seinen Kränkungen an andere wieder unters Kreuz – und alles ist wieder gut ...

Das Beleidigt-sein

Wie verhält sich das Beleidigt-sein aus geistiger, oder gar Göttlicher Sicht? Schon das weltliche Wickipedia gibt uns einen brauchbaren Hinweis zur Antwort auf diese Frage: "... eine Aussage oder Handlung eines Senders, die das Ego bzw. den Stolz eines Empfängers mit negativen Emotionen assoziiert."

Wer oder was ist beleidigt? Der Leib? Die Seele? Der Geist? Gekränkt ist das Ego, das Selbstbewusstsein und damit die Seele. Eine solche Kränkung ist in der Folge dann das wirksamste Gift für das Wirken des Geistes in uns. Ich hatte einmal ein Erlebnis dazu in Italien, auf der Autobahn, als ich mit dem LKW unterwegs war. Mein Herz war dermassen mit Freude und Seligkeit erfüllt, dass ich durch das Augenwasser Mühe hatte, am Verkehrsgeschehen die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Dann plötzlich – ein Rowdy überholte mich und schwenkte knapp vor der Stossstange auf meine Spur und verlangsamte sachte seine Geschwindigkeit, so dass ich in einer Sekunde, den eben verspürten Segen vergessend, mental wieder auf der Strasse war. Meine erste Reaktion war "du verd.... Tschingg ..." ohne zu überlegen und schon gab dieser wieder Gas und der Spuk war vorüber. Die Geistesfülle und der Segen war für den gnzen Tag dahin und fand nicht nicht wieder zurück. Das war ein "Lehrblätz"! Das hat mich gelehrt, was für eine Auswirkung eine Beleidigung (so hatte ich das aufgefasst) haben kann. Wo lag nun das Problem? Beim Rowdy, dem Beleidiger oder bei mir, dem Beleidigten? Der Fall war klar: bei mir! Meine Reaktion kam zustande, weil er meinem Ego auf die grosse Zeh gestanden war.

Das Ego und der Stolz sind eine Angriffsfläche, und je grösser diese ist, desto mehr Pfeile muss sie einstecken. Verkleinern wir diese Angriffsfläche, haben wir kaum mehr feindliche Geschosse zu befürchten.

Das Ego und die Demut stehen in einer Wechselwirkung, wir wir als Nachfolger Jesu schon lange erkannt haben. Je stärker das Ego, desto schwächer die Demut. Da die Demut nicht ein Geschenk Gottes, nicht eine Gnadengbe ist, sondern wir die Demut uns selbst erarbeiten müssen in diesem Erden(probe)leben, so ist es wichtig, dass wir diese Aufbauarbeit auch am richtigen Ende anfassen und die Hindernisse für die einzige, grösste und schönsten Bedingung für die Nachfolge aus dem Weg räumen. Dieses Hindernis ist eben das Ego, der Hochmut.

Steht man in der Nachfolge, dann interessiert sich jeder hin und wiedermal, wie weit er eigentlich in seiner seelischen-geistigen Enwicklung schon gekommen ist, welche Stufe er schon erreicht hat. Dazu gibt es eine wunderbare Selbstprüfung, die jedermann selbst durchführen kann. Irgendwo habe ich das hier gelesen, das ich meinen Lesern nicht vorenthalten will:

"Wer da sich selbst erproben will, ob er in der Demut ganz vollendet ist, der frage sein Herz, ob er noch durch irgend etwas beleidigt werden kann, und ob er seinen größten Beleidigern und Verfolgern leicht aus vollem Herzen vergeben kann und Gutes tun denen, die ihm Arges zugefügt haben, ob er gar keine Sehnsucht nach irgendeiner Weltherrlichkeit dann und wann fühlt, ob es ihm angenehm ist, als der Geringste unter den Geringen sogar sich zu fühlen, um jedermann in allem dienen zu können! Wer das alles ohne Trauer und Wehmut vermag, der ist schon hier ein Einwohner der höchsten Himmel Gottes und wird es bleiben in Ewigkeit; denn durch solch eine gerechte Demut wird nicht nur die Seele völlig eins mit ihrem Geiste, sondern auch zum größten Teile der Leib."

Das muss offenbar in einer Zeit geschrieben worden sein, als die Technische Welt noch etwas beschaulicher war, ohne Fernseher, ohne iPhone und ohne Pockemann go. Aber nichtsdestotrotz hat es heute noch von grösserer Bedeutung als zu vergangener Zeit.

Diese erwähnte Selbstprüfung ist es, welche uns weiterbringen kann und muss: "... der frage sein Herz, ob er noch durch irgend etwas beleidigt werden kann ..."

Genau das ist der springende Punkt. geben wir es offen zu, dass wir alle noch beleidigt werden können. Ich schliesse mich in den Kreis derer ein, die das ehrlicherweise zugeben müssen. Bei mir ist es sicher nicht mehr so krass wie früher, aber hin und wieder, in einem schwachen Moment, können sich die bekannten Emotionen doch noch freisetzen.
Das Allerwichtigste aber ist, dass wir erkennen, dass diese Emotionen ein Gradmesser unserer Demut darstellen. Und solange unsere Demut noch Schlagseite hat, solange haben wir an uns zu arbeiten! Ja, die Demut ist sogar die Hauptlektion im Schulhaus Erde.

Das Ego – der innere Schweinehund – steht der Demut im Wege. Und jedesmal, wenn man glaubt, dieser sei besiegt, steht er garantiert wieder auf und treibt es ärger als zuvor. Deshalb muss man grössere und wirksamere Geschütze auffahren, um diesen Kerl ein für allemal in die Wüste zu schicken.

Es gibt nur ein einziges Mittel, um siegreich im Kampfe gegen das Ego hervorzugehen. Nun, ich gebe zu, es ist nicht leicht und dieses einzige Mittel ist eine etwas bittere Medizin. Aber eine bittere Medinzin hilft oft schneller und nachhaltiger als eine süsse. In den e-Kirchen wird man diese etwas schwer einzunehmende Medizin nicht bekommen, sie verteilen dort nur die süsse Variante, die aber nicht hilft, und nicht mal einen Placebo-Effekt hervorruft.

Das Mittel, das dem Ego nun so herrlich auf den Leib rückt um ihm seine Capriolen verleiden zu machen, nennt sich "Zuchtmeister". Ein Zuchtmeister kann der eigene Ehe- oder Lebenspartner sein, ein Nachbar, ein Arbeitskollege, es kann der Chef sein oder sonst eine Person, mit welcher wir täglich zu tun haben. Ein Leben mit einem knochenharten und scharfkantigen Zuchtmeister ist kein Zuckerschlecken, er ist aber ohne dass er es weiss, unser bester Lehrer für die Demutslektion. Seine Aufgabe ist, uns zu schinden und zu beleidigen, zu nörgeln und alles zu korrigieren, zu schimpfen und die Knute zu schwingen.

Jeder Nachfolger Jesu muss hier hindurch. Jeder Nachfolger Jesu muss in diesem Schmelztiegel – und das noch während dieses Erdenlebens – geläutert werden. Wenn Du, mein lieber Freund, keinen solchen Zuchtmeister hast, dann bete darum! Es wird Dir garantiert einer gegeben. Ich weiss, was ich hier schreibe, ich habe auch darum gebeten – und es ist erhört worden!

Wenn wir dank einem solchen Zuchtmeister vermeintlich durch die Hölle gehen,  so lohnt es sich. Jeder Macho wird zum Lamm in diesem Göttlichen Ausbildungsprogramm. Je besser man sich darein schickt und die oft harten seelischen Schläge dankbar einsteckt, desto schneller ist es vorüber. Vergessen wir nicht, wir sind nicht allein. Uns sind Boten Gottes mitgegeben, Führungsengel, welche auf den Fortschritt unserer Reife achthaben müssen, und diese werden uns dann schon zur rechten Zeit wieder Linderung verschaffen. Auch das ist garantiert!

Es gibt keinen anderen Weg, Demut zu erlangen, als für alles, was uns widerfährt, Danke zu sagen. Erinnere Dich an das Code-Wort für die Himmelstüre aus dem letzten Aufsatz:  "Danke Vater, das kommt aus Deiner Hand".

So prüfe Dich immer wieder, ob Du noch beleidigt werden kannst. Die Hauptprüfung am Schluss der Lektion findest Du im im Math. 5. 44ff

"Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen; auf daß ihr Kinder eures Vaters im Himmel seid"


Wenn Du das von Herzen kannst, dann hast Du die Prüfung bestanden. Herzliche Gratulation!


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Jesus segne Dich!