Mittwoch, 12. Oktober 2016

Die Geistige Sicht III




Schon oft haben wir uns mit dem Thema der Geistbildung befasst. Gemeint ist dabei die Bildung des menschlichen Geistes, also der dritte Teil des Menschen neben dem Leib und der Seele. Zum letzten Aufsatz "Die richtige Kindernahrung" hat ein Bruder folgende Bemerkung im Forum hinterlassen:

 "Solange die 'Geistsicht' bei den Priestern und Pastoren der kath. und evangelischen Landeskirche nicht thematisiert wird, ist sie eben dem Grossteil der christlichen Bevölkerung unbekannt."


Damit hat dieser Leser völlig ins Schwarze getroffen. Genau dies ist das Hauptübel in der christichen Kirche. Die Geistige Sicht ist in der offiziellen christlichen Lehre kein Thema. Eigentlich ein Wahnsinn, geht es doch im Christentum alleine nur ums Geistige!

So sehen wir einmal mehr den Unterschied zwischen Theologie und Glaube, also den Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Aber es ist auch ein Unterschied in der jeweiligen Erkenntnis, die eine geschieht im Kopf, im Verstand und die andere im Herzen. Betreibt man das Christentum in und mit der Theologie, also als reines gelerntes Wissen, wie das ja an der Universität und in Bibelschulen so gelehrt wid, dann beschäftigt sich der Kopf mit seinem Verstand und dessen Logik mit der Religion und es ist absolut nicht von Nöten, dass das Herz dabei beteiligt ist! 

Andererseits ist das praktische Christentum, also das Glaubensleben eine reine Sache des Herzens und ein bisschen Kopfwissen kann allenfalls in bestimmten Fragen etwas hilfreich sein. Aber grundsätzlich braucht es für das Leben im Glauben keine wissenschaftliche Ausbildung, sondern lediglich eine rein kindliche Gesinnung und Vertrauen auf die geistige Führung. Wie kann es nun möglich sin, das Geistige, also die Geistige Führung und die Geistige Sicht, welche ja unabdingbar die Essenz des Glaubenslebens bildet, auszuklammern?

Der Heilige Geist, der uns in unserem materiellen Leben führt, führt uns nicht durch oder mit unserem Kopf und Verstand, sondern durch unser Herz. Wenn wir aber unseren eigenen Geist nicht erweckt (gezeugt) haben, findet der Heilige Geist keinen Ansprechpartner, und diese Führung kennen wir dann nur aus der Theorie, bleibt aber im praktischen Leben eine reine Illusion. Und wer nun das Geistige, also die Geistsicht ausklammert, wie die Priester und Pastoren es durchwegs tun, lebt in einem illusionären Glauben. (Ich habe die Priester und Patoren nun wieder einmal verallgemeinert, weiss aber schon, dass es in jedem Jahrhundert einmal eine löbliche Ausnahme gegeben hat.)
Jesus hat uns gelehrt, dass es in Bezug auf das geistige Verständnis zwei verschiedene Arten von Menschen gibt. Eine "grosse Volksmenge", welche die Sprache des Geistes nicht verstehen kann und nur einzelne darunter, welche ihren Geist soweit erweckt haben, dass die das Licht von oben erkennen können. Nachzulesen ist dies übrigens im Math. 13. 1 ff. Die Geheimnisse des Himmelreiches konnte Er seinen Jüngern eher mit klaren Worten erklären, der "grossen Volksmenge" aber nur mit Gleichnissen. Die Volksmenge hört(e) mit Kopf und Verstand, die Jünger mit dem Herzen.

Die Worte Jesu und die Predigten heute sowie das Bibellesen haben eines gemeinsam: alle diese Lehre kommt von aussen und sind mit Auge und Ohr wahrnehmbar. Deshalb ist auch zuerst Kopf und Verstand für die Verinnerlichung verantwortlich. Der Unterschied der grossen Volksmenge (damals wie heute) und der Jünger (ebenfalls damals wie heute) ist der, dass die Volksmenge die Lehre hört oder liest, die Jünger aber die Lehre hört, liest und tut

Und genau dieses TUN ist es, was den Unterschied ausmacht. Durch das TUN wird der Geist erweckt, durch das TUN wird er entwickelt und durch das TUN wird er ein Ansprechpartner für den Heiligen Geist, so dass das Himmlische Licht empfangen werden kann. 

Wenn die Priester und Pastoren das Geistleben und damit die Geistsicht ausklammern, predigen sie ein totes Christentum. Ein Christentum, das Jesus nie gelehrt hat. Deshalb soll man Priester und Pastoren meiden, weil ihre Lehren in eine Sackgasse führen. Das war aber schon immer so. Das ist nichts Neues. Priester gab es schon immer, denken wir nur an die Baalspriester, die Pastoren nannte man frührer die Gelehrten der Schrift, also Schriftgelehrte. Priester und Pastoren aber bedeuten beides dasselbe: Gelehrte der Schrift. Und für sie hatte Jesus ein Kosewort: Schlangen und Otterngezücht. Und er fragte sie, die Gelehrten, wie sie denn der höllischen Verdammnis entrinnen wollen.

Man könnte sich jetzt fragen, wo ist da die Nächtenliebe, wo die Feindesliebe denen gegenüber, welche doch im "guten Glauben" und vermeintlich wider besseren Wissens die grosse Volkmenge falsch gelehrt hatte?

Und genau hier ist die Liebe, weil Jesus nicht mit falscher Diplomatie unterwegs war, sondern die Dinge beim Namen nannte. So warf Er den Gelehrten in der Schrift weiter vor "... wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr das Himmelreich vor den Menschen zuschließet! Ihr selbst geht nicht hinein, und die hinein wollen, die laßt ihr nicht hinein."

Ebengenau diese Worte würde Jesus heute ebenfalls wählen, weil dies heute eben genauso zutrifft wie damals. Weshalb die Theologen einst wie heute dasselbe Übel sind, begründet Jesus damit, dass sie die Werke nicht tun. Damals lehrten sie zwar noch, Werke tun, taten sie aber selber nicht und heute verbieten sie sogar den Gläubigen Werke zu tun, damit sie nicht mit der 500-jährigen unsinnigen Rechtfertigungslehre in den Clinch kommen. Deshalb ist das achtfache "Wehe den Schristgelehrten" heute noch genauso berechtigt. 

An den Werken liegt es nämlich, ob das Geistkind wächst oder verkümmert. Nur die Werke der Bergpredingt, also die Werke der Nächstenliebe sind es, welche das Geistige Leben und die Geistige Sicht ermöglicht. 

Die Geistige Sicht beginnt mit der Bibel. Die Bibel ist das Wort Gottes und das Wort Gottes ist Geist. Voila, da haben wir es schon. Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen der Bibel und Grossmutter's Kochbuch. Letzteres ist eine Anleitung für die Herstellung einer Suppe, welche man genauestens befolgen muss. Hier steht, dass man sieben Esslöffel Salz in die Brühe zu geben ist, was heisst, es sollen nicht sechs und auch nicht acht Löffel sein, sondern genau sieben. Spricht hingegen die Bibel davon, dass die Erde in sieben Tagen entstanden ist, so sind diese sieben Tage sieben Millionen Jahre oder sogar noch mehr. Ein Kochbuch geistig verstehen macht ebenso wenig Sinn wie die Bibel wörtlich erkennen zu wollen.

Aufgrund des Aufsatzes "Leben Engel unter uns?" kontaktierte mich ein Bibelgläubiger, das sei Unsinn, den Tobias zu zitieren, welcher von einem Engel Raphael begleitet worden sein soll, denn erstens gehöre das Buch Tobias zu den Apokryphen und damit nicht zur Bibel und zweitens gebe es nur zwei Engel, nämlich Michael und Gabriel, von anderen Engeln stehe nichts in der Bibel.
Nun, es ist ja bekannt, dass die Bibeltreuen die Bibel gar nicht kennen. Jedenfalls nicht, was sie darin nicht unterstrichen haben. Im Hebr. 1 steht nämlich "Zu welchem von den Engeln ...  Sind sie nicht allzumal dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienste um derer willen, welche das Heil ererben sollen?

Dieses Beispiel soll genügen für den Moment. Es ist die Kochbuch-Lesart, 200 gr Zucker, 2 Eier, aber von Zimt steht nichts. Dass genau dieselbe Lesart bei der Bibel angewandt wird, das haben uns die Gelehrten der Schrift eingebrockt. Sie sind es, die ihre Schäfchen vom Geistigen Gehalt des Wortes abhalten und sie zur Materie hinführen, beziehungsweise ihre Schäfchen nicht aus der Materie entlassen! Das Himmelreich ist geistig, nicht materiell – und deshalb sagte Jesus, "ihr Heuchler, daß ihr das Himmelreich vor den Menschen zuschließet!" Das heisst, dass diese Heuchler eben das Geistige vor den Gläubigen verschliessen. und weiter: "Ihr selbst geht nicht hinein, und die hinein wollen, die laßt ihr nicht hinein". Die Heuchler, bzw. die Priester und Pastoren gehen nicht in das Geistige, in die Geistige Sicht, und welche hinein wollen, die lassen sie nicht hinein, indem sie vor der Geistigen Sicht warnen und dies als Irrlehre bezeichnen. Wir sehen einmal mehr, wie brandaktuell die Bibel ist – geschrieben genau für unsere Zeit!

Der Bruder mit den zwei Engeln hätte durch die Kenntnis des Hebr. 1 ja wissen müssen, dass es Millionen von Engeln geben müsste. Wenigstens durch ein klein bisschen Nachdenken müsste man darauf kommen, dass es im Himmelreich mehr als zwei Engel geben müsste, zumal ja die Offenbarung des Johannes ebenfalls Zeugnis davon gibt. Aber das mit dem Nachdenken ist eben so eine Sache. Ich will diesem Bruder ja nicht unterstellen, dass er nicht nachdenken könnte. Aber als guter Fundamentalist und Bibeltreuer steht er im vorbildlichen Gehorsam dem Klerus gegenüber. Der Klerus, also die Priester und Pastoren tun genau das, was ihr Übervater, unser Freund aus Sachsen befohlen hat: Nachdenken in Glaubenssachen ist verboten! Die Apologie der evangelischen Kirche (Augsburger Bekenntnis, 1530) schreibt 

"Und es werden die verdammt, die lehren, daß wir den Heiligen Geist ... durch eigene Vorbereitung, Gedanken und Werke erlangen."

Im Lutherevangelium gibt es also nichts nachzudenken um nicht verdamt zu werden, und deshalb plappert einer dem andern nach – und das bereits seit funfhundert Jahren. Wie kann es da möglich sein, dass der Heilige Geist wirken kann in den Herzen derjenigen, welche das Himmelreich erlangen wollen? 

Deshalb noch einal: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Schriftgelehrten! Hütet euch vor den Irrlehren der Priester und Pastoren!




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Jesus segne Dich!





Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart."
die bibel nicht geistig lesen zu wollen oder geistig verstehen zu können, nennt man Geistige Blindheit

Alles Materielle, alles Natürliche muss einem Geistigen Zweck dienen.

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