Mittwoch, 14. September 2016

Eine Wolke von Zeugen




Der eine oder andere wird jetzt wohl denken "Nein! Nicht schon wieder!", wenn wir nun ein sattsam bekanntes Thema wieder aufwärmen. Aber wir kennen das doch von der Schule her. Wie oft hat der Lehrer gesagt, dass wir das Kleine Einmaleins solange üben müssen, bis es sitzt bevor wir das Grosse Einmaleins in Angriff nehmen können. Genauso ist es auch im Glaubensleben. Wenn die Basis, das Prinzipielle, das Grundlegende nicht verstanden wird, wie will man tiefere Wahrheiten verstehen? Und so wollen wir das kleine Einmaleins des Glaubens so lange üben, bis es sitzt – auf die Gefahr hin, dass einige noch immer nicht bis Zehn zählen können ...


Die Sünde trennt von Gott, denn Gott ist heilig. Und: "Wer Sünde tut, ist vom Teufel". Darin waren sich alle Apostel einig. Diese Tatsache wurde auch durch alle die Jahrhunderte hindurch von der Katholischen Kirche vetreten und erst Martin Luther relativierte diesen Fakt sehr erfolgreich. Durch das gesamte Neue Testament hindurch zieht sich die Aussage, dass die Sünde von Gott trennt, wie ein Roter Faden. Dabei spielt es keine Rolle, ob derjenige der sündigt, ein gläubiger Mensch ist oder nicht. Johannes sagt, dass "wer Sünde tut, ist vom Teufel" nicht etwa zu Weltmenschen, nein, er sagt dies zu gläubigen Menschen.

Warum sagt Johannes dies? Wahrscheinlich gab es anno dazumal schon die weltweisen Argumente, mit welchen wir auch heute noch fast tagtäglich  konfrontiert werden:

"Warum ist dann Jesus am Kreuz gestorben? Nicht zu sündigen schafft keiner" und "... schlimmer noch wer behauptet er sei ohne Sünde ist der größte Sünder. Nur einer war ohne Sünde und das war Jesus allein."

Solches und ähnliches, wobei meist auch noch der Römer 7 erwähnt wird, soll unterlegen, dass ein gläubiger und gottergebener Mensch gar nicht ohne Sünde leben kann.

Das ist das Kleine Einmaleins des Glaubensleben: Jede Last und die verderbliche, von Gott trenende Sünde ablegen. Erst wenn das "geschafft" ist, sind die Voraussetzungen vorhanden, im Glauben, beziehungsweise im Geiste zu leben.

Wenn ich sage "geschafft", dann meine ich das natürlich nicht so, dass wir das aus eigener Kraft zu schaffen imstande sind. Natürlich nicht, denn das schafft niemand. Das meint auch Paulus so, wenn er sagt:

"Darum auch wir, weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasset uns jede Last und die uns so leicht umstrickende Sünde ablegen" (Hebr. 12)

das tönt genauso, als wenn wir es selbst schaffen können, denn er sagt, wir sollen die Last und die Sünde ablegen. Aber Paulus (oder wer auch immer den Hebräerbrief geschrieben haben mag), wusste natürlich ganz genau, dass dies nicht möglich ist, wie er es im Römer7 genau erklärt hatte. Deshalb schreibt er weiter: "... im Aufblick auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens ...". Und in diesem Aufblick also müsste es möglich sein, die Sünde oder besser: das Sündigen sein zu lassen. 

So weit so gut, die Faktenlage ist geklärt – aber weshalb sagen ganze Heerscharen von Gläubigen, dass das Nicht-Sündigen nicht möglich ist? Diese Frage, dieser Widerspruch ist zwar vielen Gläubigen voll bewusst, aber sie haben keine Antwort darauf. Und weil sie keine Antwort darauf haben, nehmen sie Zuflucht in die abstrusesten Argumente, welche sie nur noch weiter in die verworrensten Widersprüche führen. Am Ende angelangt, sagen sie, wir seien halt noch im Fleische und wir können und sollen nicht alles wissen.

Nun, die Antwort ist aber trotzdem einfach. Wenn wir erst klären, was Sünde eigentlich ist oder mehr, was Sünde nicht ist, dann löst sich der gordische Knoten fast von selbst.

Letzthin schrieb jemand, dass er immer so sündige Gedanken hat und demzufolge er niemals in der Lage sei, nicht zu sündigen, denn diese Gedanken kommen, auch wenn er dies gar nicht wolle. Ja, mit diesem Phänomen, dass die Gedanken unkontrolliert kommen und gehen, steht dieser Bruder beileibe nicht alleine. Wir alle haben hin und wieder sündige Gedanken und wir können machen was wir wollen, wir können uns kasteien und martern, diese verflixten unerwünschten Gedanken kommen immer wieder! Aber: sind diese Gedanken wirklich Sünde?

Sündige Gedanken sind keine Sünde!!!

Nein, sündige Gedanken sind keine Sünde. Wenn wir die Gedanken nicht kontrollieren können, so können sie auch keine Sünde sein. Das deshalb, weil nicht wir die Gedanken sind, da Gedanlen äussere Einflüsse sind. Wir sind von guten Geistern (Engel, Schutzengel) umgeben, wie auch von finsteren, die uns versuchen dürfen (Emanuel Swedenborg u.a.). Das ist absolut in der Ordnung Gottes. Gedanken der Versuchung ist in der Ordnung Gottes, ja muss sogar so sein, denn wie anders sollten wir uns freiwillig für den schmalen Weg zurück ins Vaterhaus entscheiden können, wenn uns der breite Weg in die Finsternis nicht auch zur Auswahl stände? Die sündigen Gedanken sind also absolut rechtens. Sicher hätte Gott uns Menschen auch so erschaffen können, dass wir automatisch diesen schmalen Weg gehen würden, aber dann wären wir Maschinen und bräuchten keinen eigenen, freien Willen. Das ganz im Gegensatz zur falschen und irrigen Prädestinationslehre Luthers.  

Also, zum Entscheiden brauchen wir immer mindestens zwei Optionen. Mit nur einer Option brauchen wir nichts zu entscheiden, damit wäre alles vorgegeben. Diese zwei Optionen sind die gedanklichen Einflüsse von Licht und Finsternis und die Einflüsse der Finsternis sind nun einmal sündige Gedanken, sind die Phantasien der Begierden, der Leidenschaften, ja, die fleischliche Gesinnung generell.

Ein sündiger Gedanke wird erst dann zur Sünde, wenn ihm nachgegeben wird!

Es mag durchaus sein, dass dem einen oder anderen evangelischen Leser obige Aussage der Einflüsse von Gedanklen durch Geister etwas suspekt vorkommt und sagt, dass das nicht in der Bibel stehe und demzufolge es auch nicht sein könne. Aber das stimmt nicht ganz. Auch die Bibel gibt Hinweise darauf, aber darauf können wir  ein andermal näher eingehen – ist auch ein interessantes Thema!

Wenn wir nun den Gedanken noch weiter verfolgen, dass dunkle und lichte Mächte uns gedanklich "im Griff" haben, dann müssen wir uns fragen, ob wir wirklich darauf keinen Einfluss haben. Gedankenkontrolle oder so ...

Auch hier ist die Antwort so einfach wie kurz: Ja, haben wir!

Wir haben Einfluss darauf, wie stark die jeweiligen Kontrahenten im Geistigen Reich uns beeinflussen können. Pokemon-Christen, Gläubige, welche nach dem Sinn dieser Welt leben, haben logischerweise jene geistigen Mächte im Rücken, welchen sie Interesse bezeugen. Das ist wohl logisch. Sexbesessene haben ebensolche Geister um sich, Trinker und Raucher, Drogenabhängige haben auch die Geister ihresgleichen, Hypochonder haben Krankheitsgeister um sich, undsoweiter undsofort.

Derjenige aber, dem die Welt mit ihren Vergügungen nichts mehr bedeutet, ja, die Welt und alles was da lebt und webt mit geistigen Augen betrachtet, die Arbeit nicht für den Geldsäckel, sondern für den Herrn verrichtet und immer und stets in und bei allem nach dem Himmelreich (dem Geistigen) trachtet, dessen gedankliche Einflüsse kommen von der höheren Welt. Somit ist der Anteil der sündigen Gedanken viel geringer und die Kraft, diesen nicht nachzugeben ist viel, viel stärker.

Diese geistige Rückendeckung ist es, welche uns die Kraft gibt, die Welt zu überwinden und die Sünde nicht zu tun. Also ganz klar ist es nicht unser Verdienst. Und doch bleibt uns etwas, das wir tun müssen, was uns nicht geschenkt wird: Wir müssen wollen! Wir müssen wollen, auch unsere Lieblingssünde abzulegen. Und genau hier liegt meist unser Problem: Wir wollen nicht – und dazu helfen uns dann viele, viele Ausreden und etliche finden wir auf zurechtgestutzen Bibelversen. Aber das nutzt uns nichts. Denn Sündenvergebung haben wir nur dann, wenn wir die Sünde lassen und nicht mehr tun. das tägliche unters Kreuz kriechen ist lutherischer Unsinn. Lassen wir uns nicht davon blenden!


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Jesus segne Dich!