Mittwoch, 4. Mai 2016

Hedonisten und Märtyrer


Im Folgenden ein Gastbeitrag von Anton Bosch 
Anmerkung: Hedonisten sind Menschen, für die körperliche und seelische Lust und Vergnügungenen das zentrale Anliegen ihres Handelns darstellt. Als ich die Kirchengeschichte an mir vorüberziehen ließ, wurde ich an eine Reihe von Dingen erinnert, die wir von der Geschichte lernen sollten. Aber bevor ich Ihnen diese mitteile, will ich Sie daran erinnern, dass das, was man gemeinhin als Kirchengeschichte kennt, die Geschichte des Abfalls der Kirche ist. Die Geschichte der wahren Kirche wird an Bibelschulen und theologischen Seminaren normalerweise nicht gelehrt, abgesehen von beiläufigen Bemerkungen über die kleinen Gruppen wahrer Gläubigen, die ein Stachel in der Institution Kirche waren.
Die folgenden Punkte sind zentrale Wahrheiten, die wir von der Kirchengeschichte lernen können:
Selbst in den dunkelsten Stunden der letzten 2000 Jahre hat es immer wahre Gläubige und wahre Gemeinden in dieser Welt gegeben.
Die wahre Gemeinde war immer klein, was ihre Anzahl angeht, und sie hatte wenig politischen Einfluss, kaum Finanzen und geringe Popularität.
Wahre Gemeinden und Gläubige sind immer verfolgt worden
Beim letzten Punkt möchte ich ein wenig verweilen: Verfolgung kam stets aus verschiedenen Quellen, obgleich sie letztlich immer von Satan und seinen Mächten ausgeht.
Die Juden verfolgten und töteten unter der Führung von Saulus von Tarsus die Gläubigen, zu allererst Stephanus. Natürlich war Jesus der erste „christliche“ Märtyrer, und vor der neutestamentlichen Zeit wurden viele Propheten wegen ihrer Botschaft ebenso brutal durch Israel getötet.
Die römische Regierung verfolgte und tötete die gläubigen Märtyrer nahezu 300 Jahre lang bis in das Jahr 312 n. Chr. unter Konstantin. Sofort nach dem Jahre 312 erlangte die Kirche von Rom die Macht und begann die Gläubigen zu verfolgen, die sich ihrer Autorität nicht unterwarfen. Die Verfolgungen unter der Kirche Roms hielten bis in das 17. Jahrhundert an und erreichten in der Inquisition ihren Höhepunkt (1200 - 1600). Es ist schwierig, eine genaue Zahl der Opfer der Kirche Roms zu ermitteln, aber Studien weisen auf eine Zahl von 80 Millionen Christen hin, die Hexen und anderen, die von der Kirche Roms umgebracht wurden, nicht eingerechnet.
Und während Rom die Protestanten umbrachte, ließen Führer der Reformation die Anabaptisten und andere Gläubige foltern und umbringen, weil sie andere Lehrmeinungen vertraten. Nur einer unter vielen, die durch die Reformatoren starb, war Michael Sattler, ein wahrer Gläubiger. „Er wurde abscheulich verstümmelt an verschiedenen Orten der Stadt, dann brachte man ihn zum Tor, und was von ihm übrig geblieben war, wurde ins Feuer geworfen, seine Frau und einige andere Christen wurden ertränkt, und eine Anzahl von Brüdern, die mit ihm im Gefängnis waren, wurden enthauptet.“ Viele der protestantischen Führer, einschließlich Luther, Calvin und Zwingli, waren für die schlimmsten und brutalsten Folterungen und Morde an Personen verantwortlich, die sich ihren Meinungen nicht beugten.
Darüber hinaus gibt es massive Verfolgung von Christen, die noch immer anhält, durch Moslems, die chinesische Regierung, Kommunisten und alle Arten von Ungläubigen in der ganzen Welt. Kürzlich war ich schockiert zu hören, dass ein Freund und ehemaliger Kollege sowie zwei Frauen von Satanisten in Südafrika brutal ermordet und verstümmelt wurden. Man schätzt, dass es heute mehr Christen in der Welt gibt, die unter Verfolgung leiden, als Christen, die Gott frei anbeten können. Eine umfassende Studie des Pew Forum des letzten Jahres ergab, dass Christen in 131 Ländern verfolgt werden, was 70 % der Weltbevölkerung darstellt. Andere Studien weisen darauf hin, dass jährlich zwischen 100000 und 200000 Christen dem Märtyrertod zum Opfer fallen und dass 200 Millionen Christen aufgrund ihres Glaubens fundamentale Menschenrechte vorenthalten werden.
All dies sollte keine Überraschung sein, da das Neue Testament voller Aussagen ist, dass Verfolgungen die Norm für Christen ist. In der ersten Aussage Jesu über die Gemeinde, sprach er von Krieg, der sich gegen seine Gemeinde erhebt: „... auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwinden“ (Mt 16,18). Paulus sagte: „Alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden Verfolgung erleiden“ (2Tim 3,12). Und Petrus sagte: „Geliebte, lasst euch durch die unter euch entstandene
Feuerprobe nicht befremden, als widerführe euch etwas Fremdartiges“ (1Petr 4,12).
Trotz der klaren Hinweise der Geschichte und der Lehre der Bibel glauben die meisten Christen in der sogenannten „Freien Welt“, dass es das Recht der Christen ist, populär zu sein, fair behandelt und respektiert zu werden und dass ein „glückliches“ Leben die Norm für die Gläubigen ist.
Aber als ich erneut las, wie die meisten wahren Christen misshandelt wurden und als Vagabunden und Flüchtlinge in den letzten 2000 Jahren gelebt hatten, begann ich über mein eigenes Leben nachzudenken und darüber, wie schnell ich mich über relativ geringes Ungemach und über Ablehnung beschwere, die ich aufgrund der Wahrheit zu erdulden habe. Ich war beschämt, dass ich es wagte mich zu beklagen, während Tausende gerade jetzt die extremsten Schmerzen, emotionale Ängste und den Tod für das Evangelium erleiden. Wer bin ich, dass ich mich beklage, der ich doch frei bin, zu kommen und zu gehen, in relativem Komfort zu leben und mich an der Gemeinschaft mit meiner Frau erfreue, während andere im Gefängnis sind oder gefoltert und getötet werden?
Und ich dachte auch darüber nach, wie viele Personen leichtfertig den Versammlungen fernbleiben, weil es zu heiß oder zu kalt ist, oder weil sie zu müde sind, weil sie samstags bis spät in die Nacht ferngesehen haben oder auf einer Party waren. Ich habe Mühe damit, dieses Bild mit dem Bild von Männern und Frauen zu vereinbaren, die von Hunden zerrissen wurden, die Glieder ihrer Leiber wurden auf der Folterbank gestreckt und der Geruch von menschlichem Fleisch, das auf den Scheiterhaufen ihrer Verfolger verbrannte. Ich habe Mühe zu verstehen, warum einige Personen nicht bereit sind, ihre sündhaften Begierden aufzugeben, wenn Millionen ihr Leben lassen müssen.
Ich habe Mühe zu verstehen, wie der Spaß-orientierte und selbstsüchtige „Christ“ des Westens sich anmaßen kann, den gleichen Glauben zu haben wie die Märtyrer. Ich habe Mühe zu verstehen, wie Prediger ein Evangelium der Heiterkeit, des Wohlstands und der Popularität verkündigen können und glauben, dass ihre Botschaft die gleiche Botschaft ist, die von der treuen Minderheit in den letzten 2000 Jahren gepredigt wurde; diese „und andere erfuhren Spott und Geißelung, dazu Ketten und Gefängnis; sie wurden gesteinigt, zersägt, versucht, sie erlitten den Tod durchs Schwert, sie zogen umher in Schafspelzen und Ziegenfellen, erlitten Mangel, Bedrückung, Misshandlung; sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen, in Höhlen und Löchern der Erde“ (Hebr 11,36-38). 
Kann der Glaube, der zu Verfolgung, Folter und Tod führt, der gleiche Glaube sein, der fleischliche Freuden, einen neuen Mercedes und Popularität verspricht? Kann der Glaube, der nach Spaß, Komfort und irdischen Freuden strebt, der gleiche Glaube sein, der es als Privileg betrachtet, für den Namen Jesu zu leiden? Werden die Hedonisten und die Märtyrer im gleichen Himmel sein?



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