Mittwoch, 27. April 2016

Schwarz oder Weiss?


Schwarz oder Weiss ist ein Entweder-Oder. Ein A oder B, wobei es kein Mittelding gibt. Zwei Optionen, von denen man eine wählen kann. Es ist wie Himmel oder Hölle, wobei es ebenfalls kein Zwischending gibt – es sei denn, man rechnet den Hades, das Zwischenreich als solches Zwischending, das aber nur der Triage für Himmel oder Hölle dient. Bei den Evangelikalen existiert auch dieser Hades nicht, denn tot ist tot und am Jüngsten Tag erst geschieht dann die Auferweckung für das Preisgericht.  Dans gibt ns für die evangelischen Gläubigen den Himmel, für die anderen die Hölle. Dazwischen gibt es nichts.


Dazwischen gibt es nichts? Wirklich nichts? Für die Katholiken gibt es das Fegefeuer als sog. "Läuterungsanstalt", das zwischen Himmel und Hölle angesiedelt ist, um die Sünden, welche während des Erdenlebens begangen wurden, abzutragen. Für die Evangelikalen aber, wie gesagt, gibt es nichts – wozu auch, denn wer glaubt, ist sowieso schon im  Himmel und da gibt es nichts zu läutern.

Diese zwei Religionen stellen uns vor eine prinzipielle Frage. Diese Frage lautet: Gibt es, bzw. braucht es im Jenseits eine Läuterung der Seele? Oder anders gefragt: Ist der Kreuzestod Jesu und der Glaube daran denn nicht endgültig, braucht es mehr, braucht es doch noch ein eigenes Zutun? Und schon drängt sich damit och neine weitere Frage auf: Wäre denn das eigene Zutun nicht Selbsterlösung?

Für die meisten Evangelikalen und für deren Bibellehrer sind alle diese Fragen absurd. Jesus hätte ein völliges Erlösungswerk geschaffen, mehr braucht es nicht und damit basta!

Aber so einfach ist es nicht. Die Bibel spricht ja klar davon, dass es im Jenseits eben nicht ein Schwarz-Weiss-Zustand gibt, sondern dass gewisse Abstufungen vorhanden sind. Paulus spricht davon, dass "er jemanden kannte", der im dritten Himmel war. Nehmen wir das als Fakt an, dann müssen wir auch davon ausgehen, dass es ebenfalls drei Höllen gibt. Sozusagen für die kleineren, mittleren und schweren Fälle. Wenn wir uns nun überlegen, dass die Evangelischen argumentieren, dass die Hölle den ewigen Tod bedeutet, dann fragen wir uns unwillkürlich, weshalb es denn drei Stufen der Hölle geben soll. Das wäre ja die Klassifizierung des Todes in erster, weiter und dritter Klasse. Ebenso das Leben im Himmel. Bei drei Himmeln wird wohl nicht jedermann zur Rechten Gotes sitzen können, allenfalls nur diejenigen des obersten Himmels – oder nicht?

Also schon hier scheint etwas mit der Evangelischen Kirchenlehre nicht zu stimmen.

Dann erinnern wir uns an die Worte Jesu im Zusammenhang mit der Lästerung wider den Heiligen Geist. Alle Sünden würden vergeben, aber diese Lästerung nicht, sagt Er und fügt hinzu, weder in dieser Weltzeit noch in der zukünftigen. Ich weiss, es ist eine Spitzfindigkeit, aber die Frage sei trotzdem erlaubt: Wie kann es sein, dass in der zukünftigen "Weltzeit" (Jenseits) Sünden vergeben werden können – oder eben nicht? Das würde ja bedeuten, dass auch nach dem "Tod", also nach dem Ablegen des Leibes im Jeseits für die Seele noch irgend eine Gutmachung möglich sein sollte, denn, wenn nicht, bräuchte im Jeseits auch nichts vergeben zu werden, das nicht schon im Diesseits vergeben wurde!

Wir sehen, dieses Schwarz-Weiss-Bild weist noch irgendwelche Grautöne auf. Für die (nur) auf die Bibel beschränkten Gläubige gibt es nun eine nicht geringe Konfusion. Die Bibel lässt es offen, eine solche Läuterungszeit nach dem irdischen Ableben zu interpretieren, ohne näher darauf einzugehen. Die Konfusion besteht darin, dass, wenn es im Jenseits darum zu gehen scheint, dass sich die Seele weiterentwickeln kann, dann fällt das gesamte Kartenhaus der evangelischen Luther-Lehre in sich zusammen. Dann gäbe es nicht eine Schwarz-Weiss-Lehre von Himmel und Hölle, sondern ein in lebendigen Farben tröstliches Bild eines liebenden Gottes, der auf den verlorenen Sohn wartet, bis dieser sich endlich entscheidet, ins Vaterhaus zurückzukehren.

Dummerweise würde aber nicht nur das evangelische Kartenhaus in sich zusammenfallen, sondern ebenso der Grund, worauf es gestanden hatte. Dieser Grund ist das "Die-Bibel-allein". Wie schon gesagt, die Bibel allein gibt uns nicht allzuviele Informatioen, wie das Leben im Jenseits – wenn es dies überhaubt gibt – aussieht. Sie spricht lediglich vom armen Lazarus auf dem Schosse Abrahams. Somit müssen wir uns eine weitere Frage stellen: Muss die Bibel als Informationsbasis reichen oder ist es statthaft, andere Informtionsquellen hinzu zu ziehen?

Die Antwort der ev. Kirchen kennen wir schon: Die Bibel genügt! Die Argumentation, wie diese Behauptung legitimiert wird, kennen wir auch. Aber es gibt nun einen Widerspruch zu der Aussage Jesu, dass Er noch viel zu sagen hätte, aber ihr könnt es noch nicht fassen. Das sagte Jesus damals. Die Völker zu jener Zeit, also die Juden, die Römer wie die Griechen waren durch und durch abergläubisch. Alle die Götter, welche sie anbeteten und die Kulte, welche sie zelebrierten erfüllte diese Menschen so, dass keine gegensätzliche Lehre mehr Platz in diesen Herzen und Köpfen hatte. Damit blieb Jesus nicnts anderes übrig, als die Lehre Seines Evangeliums und des Himmelreiches mehr oder weniger zu skizzieren und darauf hinzuweisen, dass es der Heilige Geist sein werde, welcher nach und nach das Licht in den Herzen entfachen wird. Dazu kommt, dass alle diese abergläubischen Menschen keine oder kaum Bildung hatten. Somit sind die Aussagen Jesu und der Apostel eher einfach gehalten, mit vielen Gleichnissen wird das Evangelium erklärt, damit diese einfachen Menschen wenigstens das Wesentliche verstanden.

Wenn wir heute die Bibel lesen, dann lesen wir sie durch die Brille dieser einfachen Menschen. Das wäre an sich ja gar nicht schlecht, sondern sogar erwünscht, aber die weitergehenden Informationen fehlen, da Jesus ausdrücklich darauf hinwies, dass zur gegebener Zeit, diese Infos noch "nachgereicht" werden.

"Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, ich will ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Ältesten sollen Träume haben;"(Apg 2. 17)

Nun ist es soweit. Das heisst, schon seit etlichen Jahrhunderten war es soweit. Mit dem Beginn des Industriezeitalters und der Bildung für das Volk begann auch die Erfüllung obiger Verheissung. Einige Propheten gaben uns diese bis dahin "vorenthaltene" Informationen direkt aus den Himmeln. Der erste war Emanuel Swedenborg (1688-1772) und der bedeutenste Jakob Lorber (1800-1864). Bei beiden, welche sich der Heiligen Schrift in keinem Deut widersprechen, finden wir das, was in der Bibel nicht verzeichnet ist.

Bei der Lektüre und vor allem bei der befliessenen Umsetzung in den Alltag dieser Schriften fällt es uns nun wie Schuppen vor den Augen, was diese unerklärten Ausserungen Jesu in der Bibel bedeuten.

Wenn wir uns aber auf den geistigen Stand wie vor 2000 Jahren begeben und die Schrift enträseln wollen, dann drehen wir uns im Kreis und mit der Zunahme der Erkenntnis hat es dann seine geweisten Wege.

So löst sich das unverständliche Schwarz-Weiss-Bild von ewiger Hölle für 97 Prozent der Meschheit und ewigem Himmel für die ca. 3 Prozent evangelischer Fundamentalisten ernüchternd auf. Es verschiebt sich auch das Gewicht des "Glaubens" hin zur Liebe, denn wir verstehen den Zusammenhang, dass nicht der Glaube uns in den Himmel bringt, sondern die Liebe. Die gelebte Liebe.

Hoffen wir, dass möglichst viele, die noch allzusehr dem Schwarz-Weiss-Verständnis verfallen sind, sich zuerst mal die Grautöne und dann auch das farbenprächtige Bild der geistigen Realität im Herzen Gestalt annimmt. Das ist dann der Grund, auf dem die Liebe zu Gott, die Liebe zu Jesus Christus erstarken kann und daraus hervorgehend, die Liebe zum Nächsten.


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Jesus segne Dich!