Mittwoch, 29. April 2015

Mystik in der Bibel I


Der mystische Glaubensweg ist uns in der Bibel vorgezeichnet. Diese unumstössliche Tatsache können aber nur diese Gläubige erkennen, welche die lebendige Botschaft der Heiligen Schrift lesen, jene, welche beim toten Buchstaben hängenbleiben, können dies nicht erkennen. Das Wort Gottes ist Geist. Geistige Aspekte, sei es Himmel, Gott, Geistig/Geistliche Entwicklung, die Erlösungstat Jesu am Kreuz und so manches mehr, kann nicht oder nur kaum mit menschlichen Worten beschrieben und erklärt werden. Allenfalls dienen Bilder, in menschliche Worte gefasst, dazu, das Geistige Leben einigermassen für den menschlichen Verstand zuzubereiten, dass dieser mindestens im Ansatz das Eine oder Andere erahnen kann. Weshalb beschreibt Jesus das Himmelreich in Gleichnissen? Weil es keine andere Art gibt, dem beschränkten menschlichen Fassungsvermögen die unsichtbare Wahrheit begreiflich zu machen.


Denken wir an die Offenbarung des Johannes. Dort spielt sich das Meiste in der unsichtbaren Welt ab. Es gibt weder menschliche Worte noch eine menschliche Sprache, jene Vorgänge konkret zu illustrieren, ebenso die Visionen von Daniel, Hesekiel und all den anderen Propheten. Wenn nun die „Bibeltreuen“ (besser wäre die Bezeichnung: die „Buchstabentreuen“, denn sie nehmen die Bibel wörtlich – bibeltreu ist etwas anderes!), kommen, also die naturgemäss unzureichenden Erklärungmodelle wörtlich nehmen, so gibt es zwangläufig eine total entstellte Vorstellung und damit eine falsche Lehre. Beipiel: Entrückung und Wiederkunft Jesu. Wir kommen in einem zukünftigen Aufsatz noch auf dieses verhängnisvolle „wörtlich nehmen“ zurück, denn das ist ein äusserst wichtiges Thema.

Wir müssen also grundätzlich davon ausgehen, wenn es um den Beschrieb eines Geistigen, unichtbaren Vorgangs handelt, dass dann nicht mehr die Worte, Buchstaben, Formulierung und Grammatik wichtig sind, sondern die Botschaft, welche hinter den Worten steht! Und so ist es auch, wenn es um die Mystik geht. (Ebenfalls später werden wir dann auf die Gegenargumente eingehen, aber lassen wir einstweilen die Kritik und die Kritiker gewähren – eine gebührende Antwort werde ich ihnen nicht schuldig bleiben.)

Der Hauptunterschied der Mystiker und der Kirchenleute besteht darin, dass die ersteren wissen, dass der Heilige Geist als sogenannter „Geistfunken“ seit Pfingsten im Herzen eines jeden Menschen lebt und daruf wartet, „aufgeweckt“ oder „angefacht“ zu werden (bildhaft ausgedrückt!). Die Buchstaben- „Bibeltreuen“ aber haben den Heiligen Geist schon ganz umfänglich entweder durch Handauflegen, durch Bekehrung oder durch die Taufe, je nach Denomination.

Wie es sich aber in Wahrheit verhält,  lehrt uns Jesus Selbst:

Man wird nicht sagen: Siehe hier! oder: Siehe dort ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“

Und:

Da sprach er: Wem ist das Reich Gottes gleich, und wem soll ich es vergleichen?
Es ist einem Senfkorn gleich, welches ein Mensch nahm und in seinen Garten warf. Und es wuchs und ward zu einem Baume, und die Vögel des Himmels nisteten auf seinen Zweigen.“

Dieser Vers ist Mystik. Reine Mystik! Ob nun „Geistfunke“ oder „Samenkorn“, es bleibt sich gleich, das Bild macht keinen Unterschied. Das Samenkorn ist ein kleines, unscheinbares Ding, das aber schon alles in sich hat. Etwas beinahe Unsichtbares, inwelchem sich eine komplette neue Welt manifestiert, eine Reproduktion mit innewohnenden neuen Reproduktionen. Ein Samenkorn – wie auch der Geistfunke – ist ein Anfangsstadium für das Werden. Von einem Samenkorn erwartet man nichts anderes, als dass es keimt. Beim Mais dauert es in der Regel 10 Tage, beim Senforn im Mittel 9 Tage. Das heisst für uns, es braucht Zeit und mitunter Geduld.

So ist es auch mit dem Himmelreich, dem Reich Gottes in uns. Ist das Samenkorn einmal „in den Garten geworfen“, braucht es Geduld und Zeit, bis es keimt und sichtbar wächst. Ist es aber dann einmal gewachsen, dann wird es zu einem für jedermann sichtbaren Baum.

Dies ist das Himmelreich in uns. Oder anders gesagt: Der Heilige Geist in uns. Nicht von heute auf morgen ist er plötzlich da. Aber wenn alle Umweltbedingungen stimmen, so nach der vorgegebenen Ordnung und Regel, in der Zeit der benötigten Entwicklung. Das Werden des Himmelreiches in uns, in unserem Herzen, ist ein Werden, ist eine Entwicklung.

Nur so nebenbei: das Wort Gottes spricht vom „Werden“ („es werde ...“) , wenn es um sichtbare, materielle Dinge geht. Es spricht aber vom „Sein“ („es sei ...“), wenn es um Geistige Dinge geht.

Nun, das „Werden“ ist immer an den Zeitfaktor gebunden, weil es ums Materielle geht. So auch um „das Himmelreich in uns“, da wir ja bekanntlich noch im Fleisch, also im Materiellen sind. Geduld und Zeit ist vonnöten. Das Himmelreich (der Geist Gottes) im Herzen muss wachsen und zunehmen.

Es gibt Denominationen, welche von der „Taufe im Heiligen Geist“ sprechen und versuchen, diesen Heiligen Geist durch Handauflegen zu vermitteln. Das geht natürlich nicht, denn das Erfülltwerden mit dem Geist Gottes fusst auf Bedingungen und wenn man diese ausser Acht lässt, dann kann dieses Handauflegen sehr gefährlich werden.

Aber auch in der Mystik, wenn die Bedingungen nicht eingehalten werden und man diese übergeht, dann wird es ebenso gefährlich!

Andere Denominationen gehen davon aus, dass wenn sich jemand bekehrt, er auch schon den Heiligen Geist hat und das mit der plausibel scheinenden Begründung, dass sich niemand bekehren kann ohne den Heiligen Geist.

Wieder andere Glaubensgruppen sind der festen Überzeugung, dass der Heilige Geist mit dem Taufakt, nach dem Untergetaucht sein über den Täufling kommt.
Nun, wenn das so einfach wäre, dann würde sich ja die Frucht des Heiligen Geistes bei jedem Gläubigen sogleich offenbaren. Dann sähe es allerdings in den Kirchen etwas anders aus ...

In unserem Gleichnis vom Samenkorn geschieht aber tatsächlich etwas, wenn es gesät wird. Genauso bei der Bekehrung oder bei der Taufe. Auch beim sog. Geistfunken, wie der Geist Gottes in diesem Entwicklungsstadium genannt wird, passiert etwas.

Das Samenkorn beginnt jetzt die Feuchtigkeit und die Wärme des Bodens aufzunehmen und es geschieht im Innern des Samenkorns die erste Zellteilung für das Wachstum. Nach neun Tagen erst beginnt dann das Senfkorn zu keimen.

Damit dies aber geschehen kann, müssen einige Bedingungen erfüllt sein. Für das Samenkorn ist es die Feuchtigkeit, die Wärme und nach dem Keimen die Nährstoffe im Boden. Beim Gläubigen ist es der Geistfunke, also der Geist Gottes, welcher zuerst einmal von der Sünde überführt und die Seele ist es dann, welche die Bedingungen für das Wachstum schaffen muss: bereuen, allen(!) vergeben, vom sündigen Weg umkehren, ernst und fest entschlossen sein, nicht mehr zu sündigen, sich von den Werken der Finsternis zu trennen und daran nicht mehr teilhaben und auch entschlossen sein, die Liebe zur Welt zu überwinden und damit sich ganz dem Geistigen, d.h. Jesus Christus hinzuwenden. Eben: Nach dem Himmelreich Gottes trachten.

Erst wenn diese Bedingungen eingehalten werden, kann der Gottesgeist im Herzen wachsen. Bleibt nämlich noch der Weltgeist dort gemütlich sitzen, zieht sich der Göttliche Geist wieder zurück und kann nicht weiterwachsen!!!! Dies wird in den Kirchen nicht beachtet und deshalb haben wir dort diese Zustände, wie sie eben sind. Kaum einer kommt aus dem geistlichen Baby-Alter heraus. Also Zustände wie bei den Korinthern.

Hier liegt nun das Problem und die grosse Gefahr für den Mystiker. Wenn er sich in der Stille, der Meditation oder der Kontemplation übt oder wenn er Weissagungen und Offenbarungen empfängt, jedoch der Weltgeist, aber auch Hochmut, Gier, Neid usw. noch sein Bleiberecht im Herzen hat, dann melden sich logischerweise statt der Heilige Geist zahlreiche niedere, ja böse Geister in seinem Herzen. Und er wird es nicht merken, weil ja die Gabe der Geisterunterscheidung fehlt, ja fehlen muss.

Es soll also nur derjenige sich dem Glaubensweg der Mystik hingeben, welcher durchaus ernstlich sich von der Weltliebe, welche da ist das sinnliche Leben, trennen will. Und von der Sünde sowieso, das ist klar. Wer weiterhin den sinnlichen Freuden frönen will, Fernseher, Sex, usw, der soll das tun. Niemand verbietet ihm das und wer da der Meinung ist, Gott hätte dem Menschen das zur Freude so gegeben, gut, der soll diese Freuden haben. Aber mit dem geistig/geistlichen Weg ist es unvereinbar. Jeder muss sich selber entschliessen, was er will. Jesus hat in einem andern Gleichnis erklärt, was passiert, wenn die Samenkörner auf den Weg oder in die Disteln gesät werden ...

Doch zurück zu unserem Samenkorn. Wenn es jetzt so langsam zu keimen beginnt, dann ist es eine Freude zuzusehen, wie es wächst. Zweige entstehen, Blätter wachsen bis das Bäumchen eine ansehnliche Grösse hat und dann kommen schon die ersten Vögel, welche ihre Nester darin bauen. Doch wer sind diese Vögel?

Diese Vögel sind in der Entsprechung Engel. Sie fühlen sich wohl, wenn der Geist Gottes wachsen konnte und verbleiben gerne in dieser Nähe. Auch haben diese Boten Gottes eine Aufgbe. Nein, sogar sehr viele Aufgaben! Sie dienen dem Gläubigen in mannigfacher Weise. Einige werden auch solange bei ihm bleiben, wie lange er noch auf dieser Erde weilt. Wir werden auch auf dieses Thema einmal näher eingehen.


Dies ist also der Einstieg in das Thema, dass die Bibel ein Lehrbuch der Mystik ist. Das Erste und vielleicht das Wichtigste ist zu wissen, dass der Geist Gottes im Herzen sich nur ganz unscheinbar zeigt und erst nach der Bekehrung, wenn der Glaubensweg in allem Ernst und Gehorsam beschritten wird, langsam wachsen kann.



Jesus segne Dich!




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