Mittwoch, 10. Dezember 2014

Unio mystica III


Anforderungen und Gefahren

Mystik ist das Einssein mit Gott (unio mystica). Oder anders ausgedrückt, das Einssein mit Gott ist die Mystik. Auf dem Weg dahin gibt es viele innere, geistige Erlebnisse, das sind die mystischen Erfahrungen, auf welche wir später einmal eingehen werden. Jetzt schon aber sollten wir wissen, dass solche Erlebnisse niemals ein Ziel sein sollen, denn diese sind ausschliesslich in der Hand der Gnade Gottes. Wenn ein Neugieriger ein Mystiker sein will um solche Erlebnisse zu erfahren, dann ist er bereits im Anbeginn auf einem falschen Weg, der erwiesenermassen sehr gefährlich enden kann.

Der erhabenste Mystiker aller Zeiten war natürlich Jesus Christus Selbst: „Ich und der Vater sind eins ... wer mich sieht, sieht den Vater“. Um diesen Zustand zu erlangen ist ein weiter Weg erforderlich und um diesen Weg überhaupt in Angriff nehmen zu können, braucht es auch verschiedene Voraussetzungen, welche zuvor erfüllt sein müssen.

Die allererste und allerwichtigste Voraussetzung ist natürlich die echte und aufrichtige Liebe zur Wahrheit. Das heisst, da Jesus Christus Selbst die Wahrheit ist, die wahrhaftige, innige Liebe zu Gott. Es ist das wichtigste Gebot Jesu, dass wir Gott aus ganzem Herzen, ganzer Seele und mit dem ganzen Gemüte lieben sollen. Die Mystik ist nur dann rechtschaffen, wenn sie aus dieser Herzenshaltung entspringt.

Wer nebst Gott auch diese Welt, und das ist vornehmlich unser Fleischleib, liebhat, der liebt Gott nur mit einem geteilten, aber nicht von ganzem Herzen!

Deshalb ist auch die zweite Voraussetzung sehr wichtig, dass man durch die Gnade der Sündenerkenntnis eine Umkehr, eine Radikal-Umkehr gemacht hat und allen (wirklich allen!) seinen Schuldigern vergeben hat.

Was heisst eine Radikal-Umkehr?

Die TV- und Facebook-Christen haben zwar auch eine Umkehr hinter sich, aber meistens nur mit dem Mund, im Alltag dienen sie noch der Welt. Eine Radikal-Umkehr bedeutet, dass man das sinnliche Leben mit dessen Genüssen aufgibt und stattdessen dem Geist Raum gibt. Das wiederum heisst, dass das äussere Leben zugunsten des inneren Lebens an Bedeutung verliert. Stellen wir uns vor, dass unser (individuelle) Geist sich sehnlichst mit Christus vereinen will, aber wir hindern ihn daran, da unsere Aufmerksamkeit (=Liebe) beständig auf das Geschehen in der Welt gerichtet ist. Unser Geist kann sich nur dann mit Christus einen, wenn wir unsere weltliche, materielle Gedankenflut anhalten und unsere Aufmerksamkeit (=Liebe) auf Christus richten. Christus wartet auf solche Momente und unser Göttliche Geist auch, aber leider warten sie jahrzehtelang vergebens. 

Unsere Halbbrüder und Halbschwestern kommen deshalb keinen Schritt vorwärts, weil sie diese Radikal-Umkehr noch nicht vollzogen haben. Ich sage deshalb „Halbbrüder“, weil sie auf der einen Seite durchaus an Jesus Christus glauben, auf der anderen Seite aber dienen sie noch einem anderen Vater.

Radikal-Umkehr heisst aber auch, dass wir unser bewusstes Leben von der Aussenlebensphäre in die Innenlebensphäre verlegen. Nicht mehr was ausserhalb von uns passiert ist für uns wichtig, sondern das, was innerhalb von uns geschieht. Verlegen wir unsere Aufmerksamkeit von den fünf Sinnen auf das Empfinden durch die bewusste und stete Gegenwart Gottes im Herzen.

Wer also noch nicht bereit ist, die Sinneslüste fahren zu lassen, welche diese Welt bietet, sollte sich besser nicht mit der Mystik befassen. Denn mystische Übungen würden den Betreffenden sehr schnell in die okkulten Grenzgebiete bringen, wenn der Weltgeist noch das Sagen hat.

Ebenso muss eine weitere Voraussetzung erfüllt sein, und diese betrifft die Sünde. Der angehende Mystiker muss absolut ernstlich gewillt sein, alle Sünden zu lassen. Sündigen und sich den Übungen hinzugeben, das passt nicht zueinander. Dabei spreche ich nicht davon, dass der Betreffende nicht hin und wieder mal fällt, aber mit jedem Mal muss es sein Wille und sein ernstlicher Vorsatz sein, eben nicht mehr zu fallen. Die Kraft Gottes wird ihm somit auch die Erlösung der Sünde geben.

Ich spreche vielmehr davon, dass es eben viele Halbbrüder gibt, um bei diesem Ausdruck zu bleiben, welche sich die Luther-Formel „zugleich gerecht und Sünder“ (simul iustus et peccator) einverleibt haben und der Meinung sind, solange wir auf der Erde sind, werden wir sündigen. Mit dieser Herzenshaltung sollten wir auf keinen Fall daran denken, mystische Übungen zu bewerkstelligen! Das Herz muss rein, absolut rein sein, und die Gutheissung oder die Kapitulation vor der Sünde behindert und bindet den Göttlichen Geist und kann somit niemals wirksam sein. Dafür geben sich dann andere Geister als „Göttlichen Geist“ aus und der Betreffende ist nicht in der Lage, diese Geister zu unterscheiden.

Noch eine weitere Vorausssetzung will ich erwähnen, welche sich vom gewohnten Kirchen-Glauben unterscheidet. Will man von Gott zur Höhe, zum Einssein mit Ihm geführt werden, so darf man kein Kreuz-Flüchtling sein. Wer das Kreuz, das Leiden, meiden will, ist hier auf dem falschen Weg, denn der Weg ist schmal, der aufwärts führt und von vielen Dornen und Disteln überwuchert. Und auf diesem schmalen und steilen Weg ist man meistens alleine und man findet kaum jemanden, der einem begleitet. Das deshalb, weil jeder einen anderen Weg hat, welcher sich höchstens mit unserem Weg kreuzt. Das Leiden, mit dem man sicherlich rechnen muss, hat aber den Zweck, das Ego endgültig ans Kreuz zu schlagen – und seine Wiederauferstehung zu verhindern!

Nehmen wir die Worte eines bewährten Mystikers zu Herzen:

„Der wirklich von Gott Berufene geht einen Dornenpfad, für den sich alle Neugierigen bedanken würden. Jedem von Gott so leidvoll Geführten vergeht die Neugier. Er kann seinen Weg nur gehen in rückhaltloser Hingabe an den Willen Gottes; und auch nur bei solcher Hingabe ist er vor Täuschung und Irrtum zu bewahren. Die geringste Abweichung von dieser hingebungsvollen Einstellung bringt die Gefahr der Täuschung mit sich. Den menschlichen Wünschen wird auf solchem Wege niemals auch nur im geringsten nachgegeben, und alles, was geschieht, steht unter der strengsten Aufsicht Gottes.

Ohne in solcher Weise von Gott geführt zu werden, erlangt man keine zuverlässige Kenntnis höherer Welten, sondern erliegt mannigfaltigen gefährlichen Irrtümern, deren es in der niederen Geisterwelt die Fülle gibt. Es kann daher vor dem Verlangen und Streben nach Schauungen und Gesichten gar nicht ernstlich genug gewarnt werden. Wer nicht von Gott dazu auserlesen ist, sondern eigenwillig und eigenmächtig in jenseitige Bereiche einzudringen versucht, begibt sich in schwerste Gefahr.“ (Carl Welkisch, Im Geistfeuer Gottes, S. 1127)

Damit haben die Warner in den Kirchen nicht ganz Unrecht, wenn sie die Mystik verunglimpflichen indem sie von „okkulten Grenzgebieten“ sprechen. Kirchenchristen, wenn sie eben noch an den TV und Facebook gebunden sind, wären von vornherein der Gefahr ausgesetzt, statt Christliche Mystik die Esotherische Mystik zu praktizieren. Und davor warne auch ich. Deshalb sind die oben aufgeführten Voraussetzunge sehr ernst zu nehmen.

Jesus segne dich!






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