Mittwoch, 16. März 2011

Seelenbeschauung und Geistesbeschauung (1/2)

Das sind zwei Übungen, welche der Nachfolger Jesu täglich absolvieren sollte, möchte er in möglichst kurzer Zeit die Wiedergeburt erlangen. Die tägliche Beschauung der eigenen Seele dauert etwa eine halbe bis zu einer ganzen Stunde. Die Beschauung des innewohnenden Geistes Gottes mindestens sieben Viertel Stunden. Beide Übungen könnte man auch als Meditation bezeichnen. Beginnen wir mit der

Seelenbeschauung

Im Büchlein "Sieben Schritte zur Wiedergeburt" habe ich diese Übung mit folgenden Worten kurz beschrieben:

"… sie dauert etwa eine Stunde und soll, wenn irgendwie möglich, täglich durchgeführt werden: Die Seelenschau oder Selbstschau. Du rufst alle Begebenheiten und Situationen des vergangenen Tages hervor. Du unterziehst alles, was du getan, gesagt und vor allem gedacht hast einer strengen Prüfung. Wo du gefehlt hast, bitte den Herrn um Vergebung und bitte Ihn um die Kraft, damit du das nächste Mal in dieser Versuchung nicht mehr fällst. Wo du in deiner „Tagesschau“ einen guten Punkt gefunden hast, so danke dem Herrn, dass Er dich bewahrt hat und dir die nötige Kraft gegeben hat."

An dieser Stelle wollen wir aber näher auf diesen wichtigen Punkt im Geistesleben eingehen, weil er uns die Möglichkeit gibt, unsere Erdenzeit effektiver zu nutzen und wer in der Hingabe zu Jesus Christus Seiner Liebe ganz bewusst ist, hat den grössten Teil seines Weges zur Wiedergeburt schon zurückgelegt.

Jeden Tag erleben wir mannigfaltige Situationen, welche wir teils selbst hervorrufen oder teils ungewollt beteiligt sind. Ob wir nun aktiv oder passiv diese Situationen erleben, stets ist unsere Gedankenwelt und unser Empfindungsleben involviert und dergestalt reagieren wir auf die vielfältigsten Situationen. Unseren Reaktionen werden wir aber vielfach erst im Nachhinein bewusst, wenn 'schon alles gelaufen' ist.

Sei es im Familienleben, am Arbeitsplatz, beim Autofahren, in der Freizeit oder aber auch dann, wenn sich unser Leib mit seinen Begierden, seinen Trieben und seinen Leidenschaften meldet, den ganzen Tag über sind es Hundert oder sogar Hunderte von Situationen die wir erleben und spätabends im Bett kommen oft solche wieder hervor und wir denken, dass wir da und dort doch anders hätten reagieren sollen. Und genau dies ist die Seelenbeschauung, welche manchmal das Gewissen mit uns vornimmt.

Wir aber wollen nicht warten bis wir vom Tagewerk ermattet im Bett liegen. Wir haben abends ja genügend Zeit, da wir dem Fernseher schon lange ledig sind und uns nicht mehr mit dem System-Krims-Krams beschäftigen müssen. So haben wir Musse um auch hier den Willen unseres Vaters zu erfüllen, in dem wir alles daran setzen, um Ihm näher zu kommen. Deshalb wollen wir den soeben vergangenen Tag betrachten und uns bewusst werden, wo die dunklen Punkte liegen, welche uns noch von Ihm trennen. Wenn wir nun die einzelnen Situationen noch einmal Revue passieren lassen, so wollen wir uns nicht vom Verstand leiten lassen, sondern wir wollen den Bewertungs-Massstab des Geistes anwenden. Der Geist Gottes in uns selbst wird alles beleuchten und uns die Sünden aufdecken, welche wir in Demut Jesus auf den Altar legen dürfen, die Er dann wie ein Brandopfer vernichtet und in Rauch aufgehen lässt. Aber es geht nicht nur um die Busse, sondern auch darum, dass unsere Seele gereinigt wird und in weiteren ähnlichen Situationen nicht mehr unser Eigensinn und Selbstliebe, sondern der innenlebende Geist Gottes alle Situationen schafft und unser Leben lebt. Ich komme nachher noch darauf zurück.

Als Massstab für die Bewertung unseres Tages dient uns also das Licht des Geistes. Und in diesem Licht erkennen wir die sogenannte "Frucht des Geistes", welche unser Gemüts- und Empfindungsleben bestimmen sollte. Paulus beschrieb diese Frucht des Geistes seinen Galatern so: "Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit" (Gal. 5, 22).

An dieser Stelle sei erwähnt, dass die 'Frucht des Geistes' nicht verwechselt werden soll mit den Eigenschaften des Geistes, wie Liebe, Wahrheit, Wille, Ordnung, Ernst, Geduld und Erbarmen. Auf diese Eigenschaften komme ich im nächsten Aufsatz mit der zweiten Übung "Geistesbeschauung" zu sprechen.

Nun also, wenn wir abends Türe und Fenster geschlossen und uns entspannt hingesetzt haben und uns niemand mehr stören kann, dann gehen wir Situation um Situation des Tages noch einmal durch und fragen uns immer, ob unsere Gedankenwelt und unser Empfindungsleben mit der 'Frucht des Geistes' übereinstimmt.
Damit wird unsere Seele sensibilisiert, das Licht des Geistes zu erkennen und alle unsere, wie aber auch die Situationen und das Lebensumfeld unserer Mitmenschen in diesem Lichte, das heißt, mit den Augen des Geistes zu sehen. Damit ist es uns möglich, mit Liebe und Erbarmen auf die Nächsten zuzugehen, auch wenn sie uns Widerwärtigkeiten in den Weg stellen.

Fangen wir bei uns an, unsere Fehler und Schwächen zu erkennen und auszumerzen, dann haben wir plötzlich Verständnis für alle anderen und können sie mit der geschenkten Liebe Gottes er- und mittragen.

Wenden wir diese Übung fleissig an, so stellen wir fest, dass sie noch einen Nebeneffekt in sich birgt. Bei der Prüfung unserer Tagessituationen stellt sich nämlich sehr schnell heraus, was für unwürdige und elende Kerle wir aus uns selbst sind. Immer wieder machen wir alles falsch und verkehrt, wenn wir vorher glaubten, alles richtig und gerade zu machen. Diese Erkenntnis führt uns immer mehr dazu, Christus in uns bitten, dass Sein Leben mehr und mehr offenbar werde, dass wir immer stärker und stärker erkennen, was Sein Heiliger Wille in unserem Leben, ja, mehr noch in allen unseren Situationen sei. Und wenn wir hier angekommen sind, dass wir nur noch nach dem erkannten Willen Christi handeln, sprechen und denken, dann hat die wahre Demut den Sieg errungen und es ist dann nicht mehr das Ich, sondern es ist Christus, der in uns lebt. Dann, wenn wir jederzeit Seinen Willen auch im Kleinsten tun, werden wir auch in der Seelenbeschauung mit der wahren Freude und Seligkeit erfahren, dass was der Herr tut, wohlgetan ist!

Teil 2  -> hier



Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir ins Herz gegeben hat.

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