Mittwoch, 30. März 2011

Das Wissen ist Stückwerk

Teil 1: Das Wissen ist Stückwerk!
Teil 2: Ist das Wissen Stückwerk?

Ich höre nun schon jemand im Hintergrund fragen: "Was soll das? Willst Du das, was klar in der Bibel steht in Frage stellen?". Keine Angst, mein Freund, antworte ich ihm, ich stelle nichts in Frage, was in der Heiligen Schrift steht. Aber: in der Bibel steht auch das Gegenteil, dass eben das Wissen kein Stückwerk ist. Und trotzdem ist das kein Widerspruch, wie wir noch sehen werden.

"Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser Weissagen ist Stückwerk" (1.Kor 13,9). Nun zu wem sagt Paulus diesen bekannten Spruch? Zu den Korinthern. Und das sagt schon alles. Wie im Kontext des ganzen Briefes hervorgeht, ist die Gemeinde zu Korinth ein Sorgenkind Paulus'. Wer sind die Korinther? Paulus 'qualifiziert' sie im Anfang des Briefes. Da sind die 'Geheiligten in Christo Jesu', dann die 'berufenen Heiligen' und schlussendlich auch das Gros der Gemeinde, jene 'die an jedem Orte den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen'. Wie gross diese Gruppen waren, weiß ich nicht aber ich kann mir vorstellen, dass dieses Verhältnis etwa dasselbe war wie es heute auch der Fall ist. Denn von den damaligen Korinthern zu den heutigen Post-Korinthern gibt es überhaupt keinen Unterschied. Die Sorgen Paulus' zu den Damaligen und zu den Heutigen sind ebenfalls unterschiedslos dieselben. Herrschte damals Schwatzhaftigkeit, Unzucht und Parteinahme unter den Brüdern und Schwestern, so ist es heute nicht anders in den meisten Kirchen und Freikirchen. Und wie ich das erfahre, nicht nur in Mitteleuropa, auch in Südamerika.

Das gilt sicher nicht für die Geheiligten in Christo und den berufenen Heiligen, sondern für das Gros der Gemeinde. Auch ist der Brief im Hauptinhalt an eben diejenige Gruppe gerichtet. Nun – was hat das mit dem Stückwerk zu tun? Wir haben in den neuzeitlichen Gemeinden wie damals zwei Pole, zwei total konträre Gesinnungen. Da sind einmal die Heiligen und Geheiligten, also diejenigen, die ihr Leben nach dem Gesetz der Gnade führen auf der einen Seite und auf der andern Seite diejenigen, die 'an jedem Orte den Namen des Herrn anrufen'. Das sind diejenigen, die ihr Leben unter dem Gesetz des natürlichen Lebens führen. Was ist der Unterschied? Nun, darüber könnte man wieder Bände füllen, aber es ist auch kurz gesagt für jeden klar verständlich: Derjenige der unter dem Gesetz der Gnade ist, der hat seine Seele geheiligt und ist in der Lage, in jeder Lebenssituation den Willen Gottes zu erkennen und danach zu handeln. Dieser betet nie: "Herr, hilf mir bei meiner Arbeit!" Er dankt, dass er die Arbeit aus der Hand Gottes nehmen durfte und weiß, dass somit klarerweise auch Seine Hilfe unablässig bei ihm ist. Er braucht keinen Arzt, denn sein Glaube ist der des Geistes.

Derjenige, der noch unter dem Gesetz des Natürlichen Lebens steht, der hat wohl sein Leben Jesus Christus übergeben, lebt aber sich selber. Er bittet um Beistand, dass Gott ihm Hilfe bei seinen Entscheidungen gibt, weil er sich selber noch für vieles entscheiden muss. Geht mit seinem Leib etwas schief, so ist er auf den Arzt, seine Diagnose und seine Therapie angewiesen, alles natürlich unter Gebet, Flehen und Bitten. Der auf Natürliche Weise Lebende liebt die Welt fast genauso wie vorher wie er seinen Sinnes-Reizen, seinen Begierden und seinen Leidenschaften nachgibt. Er freut sich ebenso des Lebens und sagt "Gott hat uns diese schöne Welt mit allen ihren Annehmlichkeiten gegeben und die dürfen wir auch zu unserer Freude benutzen". Ist das falsch? Nein, es ist nicht falsch, ist aber eben das 'Natürliche Leben'. Das Natürliche Leben kennt und liebt beides: Gott und die Welt und ist somit in sich zufrieden.

Nur – diese Brüder und Schwestern haben ein Problem, das ihnen gar nicht bewusst ist. Ihre Seele ist noch auf den Fleischleib orientiert, ihre Seele ist Eins mit dem vergänglichen Leib. Der innewohnende Geist ist zwar erweckt, steht aber meist etwas isoliert da. Das wahre Licht der Erkenntnis kommt aber allein aus dem Geist. Ist der Geist nun durch die Liebe zur Materie geschwächt, dann kann Er Seines Amtes nicht walten, Er kann der Seele zu wenig Licht vermitteln. Was passiert nun? Die Seele sucht Erkenntnis und Wissen durch den Verstand statt durch das Herz. Das Aufnehmen von Wissen geschieht nun vom einfachen Bibellesen bis hin zum Theologiestudium an der Fakultät. Der Verstand ist uns gegeben für die Erkenntnis und das Leben mit der materiellen Welt. Durch ihn können wir die Materie begreifen und nutzen. Der Verstand aber ist nicht fähig, und muss auch nicht fähig sein, um das Geistige Leben, also das Unsichtbare, zu erkennen und zu verstehen. Dafür ist das Herz mit dem innewohnenden Geist da.

Da die Seele an die Materie gewöhnt ist, nimmt sie das Bibel-, das Gotteswissen auch auf die Materielle Art auf. Über den Verstand ins Gedächtnis, wo es dann von Situation zu Situation wieder mehr oder weniger treffend hervorgeholt wird. Dieses Aneignen von Wissen ist es, was Paulus mit Stückwerk bezeichnet. Dieses Wissen ist und bleibt immer Stückwerk! Jedenfalls solange wie wir leben. Nach dem Tod werden wir mit diesem Wissen zwar ein kleines Problem haben. Weißt Du warum? Weil dieses Wissen ganz einfach nicht mehr da sein wird. Dieses Wissen ist ja weniger im Herzen, als vielmehr in den Gehirnzellen gespeichert. Diese Gehirnzellen werden dann beim Tod des Körpers eine Zustandsänderung erfahren, sie sind dann einfach mitsamt ihrem verschwunden und damit für den ferneren Gebrauch nicht mehr verfügbar. So einfach ist das.

So gesehen ist das materiell aufgenommene Wissen absolutes Stückwerk. Und bei Menschen wie dieser Gruppe der einstigen und heutigen Korinthern mit ihrer Liebe und Hingezogenheit zum Vergänglichen ist eine andere Art des Wissens auch kaum möglich.

Ob nun das Wissen - oder sagen wir auch Weisheit – bei den Geheiligten in Christo und den berufenen Heiligen ebenso Stückwerk ist, diese Frage stellen wir uns nächsten Mittwoch.



Geschrieben aus der Erkenntnis, die der Geist Gottes mir ins Herz gegeben hat.

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