Mittwoch, 24. November 2010

Im Namen Jesu

"Nun fahr endlich aus, im Namen Jesus Christus, und komme nie mehr zurück!" ruft so mancher Exorzist unter Handauflegen und der Teufel antwortet: "Den Namen, den du genannt hast, kennen wir wohl. Aber auch dich kennen wir, denn du stehst ja in unseren Diensten, was hast du denn uns zu befehlen?" Solche und ähnliche Szenen ereignen sich jeden Tag und an allen Orten. Es muss nicht immer ein Handaufleger sein, viele Beter berufen sich dauernd auf 'den Namen Jesu'. Doch was heißt das ganz genau, im Namen Jesu bitten?

"Und was irgend ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, auf daß der Vater verherrlicht werde in dem Sohne." (Joh14,13) Und "Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, auf daß eure Freude völlig sei." (Joh16,24).

Viele Gläubige, welche die Heilige Schrift nach ihrem natürlichen Sinne verstehen, sehen in 'im Namen Jesu' eine Formel, die es explizit auszusprechen gilt. Sie glauben, mit einem sogenannten 'Mantra' zu arbeiten, und meinen, dass, wenn sie diese Formel anwenden, es automatisch zu einer Gebetserhörung kommen muss. Dasselbe, wenn jemand in einer Versammlung spricht:" Wir sind im Namen Jesu versammelt, also ist Jesus jetzt unter uns."

Dass das Wort 'im Namen Jesu' kein Mantra ist und demzufolge dieser explizite Ausspruch keinerlei Bedeutung hat, wollen viele nicht wahrhaben. Zumal ja Jesus vor Seiner Himmelfahrt selbst gesagt hat: "Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: In meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben, und so sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden." (Mk. 16,17)

Also, was heißt es denn wirklich, dieses 'Im Namen Jesu'? Wie so vieles im Neuen Testament und das allermeiste im Alten Testament ist auch der Begriff 'im Namen Jesu', oder 'im Namen des Vaters usw.' eine Entsprechung. Wer die Entsprechungen nicht kennt, der beisst sich die Zähne an so vielen Bibelstellen aus, weil er nicht dahinterkommt, was die Begriffe zu bedeuten haben. Oder anders gesagt: Wer die Schrift nicht im Namen Jesu liest, wird sie nicht verstehen …

'Im Namen Jesu' heißt dasselbe wie 'im Geist Jesu'. Dies erhellt so manche Bibelstelle. "Nehmet, Brüder, zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten, die im Geist (Namen) des Herrn geredet haben." (Jak. 5,10) Oder: "Und ich bin nicht mehr in der Welt, und diese sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater! Bewahre sie in deinem Geist (Namen), den du mir gegeben hast, auf daß sie eins seien, gleichwie wir." (Joh. 17,11) Oder: "Und ihr werdet von allen gehaßt werden um meines Geistes Wirkens (Namens) willen; wer aber ausharrt bis ans Ende, dieser wird errettet werden." (Mk13,13) Oder: "Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Geiste (Namen), da bin ich in ihrer Mitte." (Mt18,20) Und auch: "Bis jetzt habt ihr nichts gebeten in meinem Geiste (Namen). Bittet, und ihr werdet empfangen, auf daß eure Freude völlig sei." (Joh. 16,24)

An anderer Stelle sagt Johannes klar "Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten." (Joh4,24).

Was heißt 'im Geist anbeten'?

Hier müssen wir erst klären, ob es jedermann möglich ist, 'im Geiste' (oder eben: 'im Namen Jesu') zu beten, zu bitten, in Zungen zu reden, Schlangen zu vertreiben, Kranke zu heilen oder Dämonen auszutreiben. Diese Frage beantwortet sich selbst, wenn man bedenkt, wie viele Gebete erhört werden. Im Geiste zu bitten und zu beten ist nur denen vorbehalten, welche auch im "Geist und in der Wahrheit" leben, also wer den Geist in sich nicht nur erweckt, sondern welcher schon eine gewisse Reife in der Heiligung seiner Seele erreicht hat. So gesehen sind die Gebetserhörungen auch ein Spiegel des Fortschrittes in der seelisch/geistigen Entwicklung. Wenn der innewohnende Geist erwacht ist, so drängt er die Seele dazu, dem Fürsten dieser Welt nicht mehr zu dienen (TV, Sinnesreize). Ist die Seele gehorsam und überwindet die Weltliebe, so kann der Geist Gottes weiter wachsen und sich entwickeln. Dieser Geist Gottes in uns ist nicht ein Teil des Heiligen Geistes, sondern der alles durchdringende Heilige Geist selbst! Es ist die alleinige Schöpferkraft, es ist der Himmel schlechthin. Mit anderen Worten ausgedrückt, je mehr wir dem Geist Gottes Raum geben, desto mehr werden wir Eins mit dem Ganzen, dem Heiligen Geist. Desto mehr werden wir Eins mit Christus und desto mehr nimmt auch Jesus Gestalt in uns an. Nun sind es nicht mehr wir, die wir beten und bitten, sondern es ist der Geist Gottes, der anbetet und bittet, denn wir wissen ja nicht, wie wir beten sollen, sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen.

Nicht wir, sondern der Geist!

So legt uns der Geist Gottes die wahren Gebete, die gottgefällige Anbetung und die notwendigen Bitten ins leidende Herz oder in den Mund. Und Seine Gebete werden nun immer erhört! Es kann gar nicht sein, dass diese Gebete nicht erhört werden, da der Geist Gottes ja immer in der Wahrheit ist!

Wenn wir also so lange und wortreiche Gebete haben, welche nicht erhört werden, so liegt es daran, dass wir nicht im Geist (sind) beten, sondern aus dem weltlich orientierten Verstand. Wenn wir verstandesmässig uns für das leibliche Wohl etwas erbitten, dann haben wir kaum Chance, eine Erhörung zu erleben, weil wir mit allergrösster Sicherheit uns nicht im Willen Gottes bewegen. Gott will nicht in erster Linie unser leibliches Wohl, sondern unser seelisches Heil. Allein die klare und kompromisslose Abwendung von der geisttötenden Weltliebe, den Begierden und Leidenschaften unseres Leibes bringt uns dem Geiste näher, und wenn wir für dieses Anliegen beten, dann können wir mit einer blitzartigen Erhörung rechnen!

Es sind nicht die materiellen Dinge, mit denen Gott uns erfreuen will, sondern einzig die Seligkeit der Gottesnähe, der Gottverbundenheit, dem Eins sein mit Christus. Bekämen wir nun alle materiellen und unnötigen Dinge, die sich unser vergänglicher Leib wünscht, erwiese Gott den verirrten Seelen einen schlechten Dienst! Deshalb noch einmal: Wir wissen nicht, was und wie wir beten sollen, deshalb bitten wir Gott zuerst darum, dass Er uns die Gebete ins Herz legt! Er allein weiß, was gut für uns und andere ist, denn wir kennen die geistigen Zusammenhänge nicht, Er aber schon.

Damit unsere Gebete nachhaltige Wirkung zeigen, sollen wir erst suchen unsere innere Verbindung mit Christus herzustellen. Eine Verbindung, welche nicht mehr abreisst durch die Tätigkeiten unserer täglichen Arbeit und die verschiedensten materiellen Einflüssen und Gedanken. Das Eins werden mit Jesus Christus ist das eigentliche Ziel unseres Lebens, die eigentliche Arbeit, welche wir zu verrichten haben. Alles andere ist absolut unwichtig! Es ist nicht in erster Linie unsere Aufgabe, Schuhmacher, Lehrer, Arzt, Reiseleiter, Beamter, Mechaniker oder was auch immer zu sein, unsere Aufgabe ist es vor allem, unser irdisches Dasein zu nutzen, mit Christus Eins zu werden. Alles andere wird dann einem jeden zufallen, so wie er es nötig hat! Lege den Schwerpunkt Deiner Gebete auf dieses Ziel, dann wirst Du täglich Deine Gebetserhörungen erleben und Du wirst von Stufe zu Stufe geführt und brauchst Dich um nichts weiter, nicht um materielle oder geistige Sorgen mehr zu kümmern. Gott ist in Dir, er versteht Dich auch wenn Du nicht mit Worten betest, sondern wenn nur Deine Sehnsucht, Dein inniges Empfinden, Dein Verlangen zu Ihm wahr und echt ist und Du Ihn in Wirklichkeit mit ganzem Herzen, ganzer Seele und Deinem ganzen Empfindungsleben liebst.

Geschrieben im Namen Jesu

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