Mittwoch, 11. August 2010

Das Wort ist Geist

"… und Gott war das Wort" (Joh.1,1) Gott ist Geist und demzufolge ist auch das Wort Geist, denn das Wort (Gottes) ist mehr als aneinander gereihte Buchstaben, es bedeutet etwas und diese Bedeutung ist Geist. Das Wort aus Gott aber ist purer Geist. Es ist die Tiefe der Weisheit Gottes. Johannes sagt weiter: "In ihm (eben dem Wort Gottes) war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen." Das Licht des Lebens aber ist die Erkenntnis, Weisheit und Wahrheit, welche im Wort innewohnt.

Die Seele des Menschen ist nun niemals in der Lage, dieses Licht zu erkennen oder eben, das Wort Gottes zu verstehen. Obschon das immer und immer wieder versucht wird, das Verständnis (oder besser: das vermeintliche Verständnis) führt stets zu den absurdesten Resultaten. Das Heilige und schöpferische Wort aus Gott kann alleine nur der im Menschen innewohnende Geist (Gottes) verstehen. Dieser jedem Menschen gegebene Geist ist dann je nach Reife der Seele in der Lage, der Seele das Licht, die Erkenntnis des Wortes zu geben. Dieses Wort ist die Wahrheit weil es unvergänglich ist.

Will nun die Seele selbst das Gotteswort verstehen, so nimmt sie den Verstand zu Hilfe und der Geist aus Gott ist damit nicht beteiligt. Dies geschieht dann, wenn der Geist noch durch die Liebe zur Welt, zum Vergänglichen im verkümmerten Stadium ist und auf seine Erweckung wartet. (Erweckt wird Er erst dann, wenn der Mensch Gott mit dem ganzen Herzen, mit der ganzen Seele und mit dem ganzen Gemüte liebt und daraus hervorgehend auch den Nächsten wie sich selbst). Ist der Geist Gottes im Herzen also noch als kleines und ungekeimtes Samenkorn (Mt.13,31) vorhanden, so ist der Mensch ein natürlicher Mensch und versteht auch die Heilige Schrift als das Wort Gottes nur auf seine natürliche Weise. Die Bibel auf die natürliche Weise lesen und verstehen ist etwa dasselbe wie ein Advokat das Strafgesetzbuch liest, nämlich Buchstaben für Buchstaben, Wort für Wort alle Spitzfindigkeiten ausmachend und schliesslich alles zurechtbiegen, bis es passt. Beim Strafgesetzbuch ist das klar, denn da fehlt auch der Geist. Aber beim Wort Gottes führt diese Lesart aufs Glatteis und bringt, wie schon gesagt, die absurdesten Resultate hervor. Alle Fakultäten und alle Bibelschulen basieren darauf, das Heilige Wort auf die natürliche Weise zu verstehen, alleine aus dem Verstande zu erklären. Wohin das schlussendlich führt, sieht man bei den evangelisch-reformierten Landeskirchen in der Schweiz und in Deutschland: es führt zum blanken Atheismus. Kaum ein Theologe glaubt noch an Gott, glaubt daran, dass die Seele nicht dasselbe wie der Leib ist und jeder meint, es werden alle in den Himmel kommen (sofern es überhaupt einen gibt!).

Die Schrift des Lebens zu verstehen ist nur möglich, wenn sie geistig verstanden wird. Wie schon gesagt, es ist der innewohnende Geist Gottes, welcher die Göttlichen Wahrheiten der Seele kundgibt, denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit (1.Kor.2,10). So ist es auch mit den Predigten, sofern diese direkt das Wort aus Gott sind (was durch obige Gründe eher selten der Fall ist). Der Mensch, bei welchem der innewohnende Geist eine gewisse Reife erreicht hat, ist nicht mehr ein natürlicher Mensch, sondern ein Geistiger Mensch und er versteht das Wort von Gott somit in seinem ganzen Zusammenhang und nicht mehr Vers für Vers, den jeweiligen Erfordernissen entsprechend. Der Geistige Mensch aber übersetzt das Wort Gottes seiner Erkenntnis gemäss sofort in die Tat, in den Alltag, wogegen der Natürliche Mensch sich mit dem Glauben begnügt, dass er schon wiedergeboren, heilig, Jesus ähnlich sei und ihn nach seinem irdischen Ableben sowieso direkt ins Angesicht sehen kann.

Der natürliche Mensch liest das Wort auf seine natürliche Weise und der Geistige Mensch auf Seine Geistige Weise. Erklärt man dem natürlichen Menschen das Wort auf die Geistige Weise, so ist es ihm eine Torheit, oder er weist es sogar als teuflische Irrlehre ab.

Ein Beispiel gefällig?

"Und dann werden sie sehen den Menschensohn kommen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit." (Mk 13,26)

Diesen Vers auf die natürliche Weise gelesen, wird das Wiederkommen unseres Heilandes wohl kaum an einem herrlich strahlenden Sonnentag stattfinden. Jesu Erscheinen wird anscheinend nur bei entsprechender Wetterlage erfolgen. Einem natürlichen Menschen diesen Vers geistig zu erklären, dass Jesus bereits schon wiedergekommen ist, wäre wohl vergeblich. Er würde dem Erklärer den Narrenstempel aufdrücken oder ihn als Irrlehrer brandmarken. Und trotzdem habe ich es nicht unterlassen, diese Narretei zu begehen und habe die Erklärung in meiner Webseite veröffentlicht: Pfingsten und die Wiederkunft Jesu.

Wie liest man denn die Bibel geistig? Wer sich mit dem Wort aus reiner Liebe zu Gott beschäftigt und Ihm durch das Innewerden dieses Lichtes näherkommen will, merkt bald einmal, dass das alte Testament im Neuen Bunde fast durchwegs und das Neue Testament mehrheitlich als reine Entsprechungen anzusehen sind. Diese Entsprechungen (auch: Gleichnisse) sind aber nicht auf Anhieb zu verstehen, sondern erfordern begleitendes Beten. Ohne die Bitte zum Vater, er möge Licht für Sein Wort geben, ist ein Verstehen nicht möglich. Lese einen Vers oder besser ein Thema und begib Dich in die Stille und warte bis Dir die entsprechenden Gedanken kommen. Manchmal geschieht das sofort, manchmal erst am anderen Tag oder vielleicht vergeht auch eine Woche. Wenn Du Dich in dieser Zeit weiter mit diesem Text gedanklich befasst, so kommen Dir plötzlich die richtigen Gedanken, welche du auch sofort als solche erkennst.

In dem Dir die Bibel mit den Gedankenbilder im Herzen erklärt wird, machst Du die schönste Erfahrung in Deinem Leben. Du erlebst, wie nah Dir Christus Jesus ist. Näher als Deine Haut! Und Du erlebst "an eigenem Leibe", dass Er immer bei Dir ist, egal wo Du Dich befindest. So wird auch der eigentliche Zweck der Heiligen Schrift erfüllt, dass sie Dir Christus ganz bewusst macht. Nicht das Wort als Buchstabenfolge, sondern das Wort als Kraft, als Licht, als Erkenntnis, als Zeugnis der Liebe Gottes. Auf diese Art führt das Lesen der Heiligen Schrift zu einem stets stärkeren Bewusstsein des Geistes in Dir. Und je mehr Du die Liebe zur Welt und zum Vergänglichen überwindest, desto stärker wird die Innige Verbindung zu Jesus Christus.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zu den Entsprechungen. Wenn der natürliche Mensch in der Bibel zum Beispiel vom 'Vater' liest, so denkt er unwillkürlich an eine Person. Der Vater, der Seinen Sohn zur Erde geschickt hat und dieser jetzt wieder zur Rechten Seines Vaters im Himmel sitzt. In der geistigen Betrachtungsweise, welche auch die unvergängliche Wahrheit darstellt, ist der Vater nicht eine Person, sondern ist der Begriff der reinen Göttlichen Liebe. So sagt Jesus: "Ich bin in der Liebe und die Liebe ist in mir", "die Liebe hat mich gesandt" und "die Liebe und ich ist eins". Für die Liebe steht auch die Entsprechung des Feuers. Eine andere Entsprechung ist der Begriff "Sohn". Dieser ist nicht die Frucht einer Zeugung, sondern der "Sohn" steht für das Licht, wie das Licht aus dem Feuer kommt. Das Licht wiederum steht für Erkenntnis, Weisheit, Wahrheit und das Wort Gottes. Deshalb: die echte, Göttliche Weisheit kommt aus der Liebe (Weisheit ohne die Liebe Gottes ist Wissenschaft und atheistisch, auch Theologie). Darum ist Jesus der Sohn des Vaters, eben das Licht aus der Liebe. Die geistige Lesart ist erforderlich, um das Wort der Wahrheit zu verstehen. Aber wie schon gesagt: Für den natürlichen Menschen ist das Geistige Verständnis der Bibel reiner Humbug.

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